CW: Herr Bechtolsheim, Sie haben sich gleich in mehrfacher Hinsicht einen Namen gemacht: Als Sun-Gründer, als Serial Entrepreneur und als Venture Investor, der Ende der 70er Jahre in die USA zog und dort großen Erfolg hatte…
Bechtolsheim: Mein Timing war sehr gut. Ich bin genau zur Entwicklung der Microprozessor-Systeme in den Vereinigten Staaten angekommen und habe damit mein Glück gemacht. Ein paar Jahre früher wäre es zu früh gewesen, und ein paar Jahre später wäre es schwer gewesen, in dieses Geschäft hineinzukommen.
CW: Und wie wären damals die Chancen für eine Karriere in Deutschland gewesen?
Bechtolsheim: Ich wollte auf alle Fälle in die Staaten, weil dort das Zentrum der Computerentwicklung war. Sicher gab es hier noch Siemens oder Nixdorf, aber ich konnte mir eine Karriere in Deutschland in diesem Bereich nicht vorstellen. Dazu kam, dass die Firmengründung in den USA viel leichter ist als in Deutschland, weil der Heimatmarkt sehr viel größer ist und eine einheitliche Gesetzgebung und Besteuerung hat. Das ist nach wie vor in Europa denkbar schwieriger.
CW: In diesem Zusammenhang hat sich ja inzwischen mit der Europäischen Union einiges getan…
Bechtolsheim: Die gemeinsame Währung ist ein Fortschritt, aber die einzelnen Länder sind nach wie vor gesetzlich und steuerrechtlich getrennt. Mein Wunsch für Europa ist, dass die Fusionierung noch viel stärker vorangetrieben wird. Das wäre sehr wichtig für Firmen, die heute noch einen großen Overhead haben, weil sie in jedem Land Betriebsprüfer brauchen und separate Steuerabrechnungen machen müssen. Das kostet eine Menge Geld, das man sinnvoller investieren könnte.