„Ich bin nicht der Chefverkäufer von G&D“

12.11.2002
Geht es nach den Vorstellungen der hiesigen IuK-Industrie, soll Deutschland auch mit Hilfe großer Chipkartenprojekte wie digitale Bürgerkarte und Patientenausweis reformiert werden. Mit Willi Berchtold, Geschäftsführer des Chipkartenherstellers Giesecke & Devrient (G&D), sprach CW-Redakteur Gerhard Holzwart .

CW: G&D hat im wahrsten Sinne des Wortes die "Lizenz zum Gelddrucken", als zeitgemäßer Hightech-Konzern werden Sie jedoch weniger gesehen. Gibt es deshalb Bestrebungen, das Chipkarten-Business massiv auszubauen? BERCHTOLD: Das mit dem fehlenden Image eines Hightech-Konzerns sehe ich nicht so. Sie unterschätzen den Banknotenbereich, was die dortigen technischen Innovationen angeht. Wir sind überzeugt von beiden Geschäftsfeldern und werden sie gleichermaßen ausbauen.

CW: Bleiben wir einen Moment bei den Smartcards. Wie würden Sie hier die Marktentwicklung der vergangenen beiden Jahre skizzieren?

BERCHTOLD: Als irrational. Wenn Sie das Marktvolumen in puncto ausgelieferte Stückzahlen sowie Umsätze zueinander ins Verhältnis setzen, werden Sie feststellen, dass der Preiskampf und damit der Margendruck weiter zugenommen haben. Dieser Preiskampf wird von Wettbewerbern angezettelt, die es sich absolut nicht leisten können.

CW: Sie spielen auf Hersteller wie Gemplus an, die zuletzt Verluste im dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich ausweisen mussten.

BERCHTOLD: Über die Bilanzen einzelner Firmen kann sich jeder selbst ein Urteil bilden. Wenn ich Produkte auf Dauer deutlich unter dem Herstellungspreis anbiete, ist das jedenfalls nur sehr schwer mit kaufmännischen Regeln zu vereinbaren.