Plattformübergreifender Datenaustausch

ICE-Spezifikation stellt Weichen für Web-Inhalte

10.11.1998
MÜNCHEN (CW) - Auf einer eigenen Konferenz hat die Internet-Entwicklergemeinde am Dienstag vergangener Woche die Version 1.0 der Spezifikation "Information and Content Exchange" (ICE) vorgestellt. Damit lassen sich Inhalte von Web-Seiten plattformübergreifend austauschen.

Bereits im Februar dieses Jahres hatten sich führende Publishing-Unternehmen und Technologiefirmen wie Adobe, Sun, Microsoft, Firefly, Javasoft und National Semiconductor unter der Federführung von Vignette zusammengetan, um Web-Inhalte auf eine breitere Basis zu stellen. Wollte ein Site-Betreiber bis dato beispielsweise aktuelle Elemente wie Nachrichten von einem anderem Internet-Angebot übernehmen, so mußten umständlich die unterschiedlichen Datenformate abgeglichen werden. ICE soll nun Abhilfe schaffen.

Die Spezifikation basiert auf der Extensible Markup Language (XML). ICE beschreibt einen Gestaltungsrahmen, nach dem Inhalte zukünftig unabhängig von der verwendeten Gestaltungsumgebung automatisiert ausgetauscht werden können - vorausgesetzt, das Protokoll wurde vom Anbieter implementiert. Initiator Vignette ist Anbieter der populären Gestaltungssoftware "Story Server" (siehe CW 28/98, Seite 34) und hat mit dem Syndication Server eine erste ICE-konforme Applikation auf den Markt gebracht.

Der Syndication Server dient dem automatisierten Austausch von Inhalten zwischen beteiligten Sites und besteht aus dem "Distribution Manager", dem "Subscription Manager" sowie dem "Syndication Agent". Vignette hat bei der Entwicklung des Servers die XML-Technologie des Push-Anbieters Datachannel verwendet.

Jon Bosak, der als Schöpfer von XML gilt und im World Wide Web Consortium (W3C) über dessen Standardisierung wacht, lobt die neue Spezifikation über den grünen Klee. ICE sei das perfekte Beispiel eines Industrieprotokolls, für das XML entwickelt wurde: "Es beruht auf einer Gemeinschaftsinitiative, es ist plattformübergreifend, und es nutzt eine schnell wachsende Infrastruktur." Internet-Analyst Vernon Keenon urteilt etwas vorsichtiger. Jedes neue Protokoll benötige große Aufmerksamkeit, um sich durchzusetzen. Obwohl die ICE-Unterstützer über eine große Marktmacht verfügten, stellten sie dennoch nur einen kleinen Teil der Publishing-Welt dar: "Es ist immer noch ein Vignette-Standard."