Nationales und internationales Netzwerk als Basis für Mehrwertdienste

IBMs VAN: Weltweiter Zugang über zehn Knoten

13.05.1988

Computerleistungen über ein weltumspannendes Netz an die Arbeitsplätze zu bringen, Computer über große Entfernungen hinweg zu verbinden, Informationen jederzeit zugriffsbereit zu halten, Technik und Software für globale Telekommunikation bereitzustellen, das sind typische Charakteristika von Mehrwertdiensten (VANS, Value Added Network Services), so auch des Bereichs Informationsservice der IBM.

Weltweite Kommunikations- und Datennetze mit verteilter Verarbeitungslogik - von intelligenten Datenstationen vor Ort bis zu großen Rechnersystemen im internationalen Verbund - sind gefragt. Informationen müssen ohne manuelle Aufbereitung von System zu System übertragen werden. Die IBM hat Erfahrungen mit einem weltweiten internen Netz für über 200 000 Mitarbeiter gemacht. Ein nationales und ein internationales Netzwerk, beide miteinander verbunden, bilden heute die Grundlage für die IBM Services. Das nationale Netzwerk in Deutschland ist gegenwärtig über zehn Knotenpunkte (Berlin, Hamburg, Hannover, Dortmund, Düsseldorf, Köln, Frankfurt, Mannheim, Stuttgart, München) zu erreichen, weitere sind in Vorbereitung. Die Verbindung vom Terminal oder der Datenverarbeitungsanlage des Kunden zum Knotenpunkt wird über Wähl- oder Festleitungen der Deutschen Bundespost hergestellt.

Mehr als Addition von Hard- und Software

Der Anschluß von Benutzernetzen erfolgt unter der SNA-Architektur. Damit haben am Kundennetz fest angeschlossene Datenstationen Zugang zu den IBM Services. Über die Sekundärnetze Btx und Datex-P kann ebenfalls der Zugang von Datenstationen zu den Services der IBM erfolgen. Datenstationen, deren Zugang nicht über die beiden beschriebenen Netzarten erfolgt, werden über die Protokolle SDLC (Synchronous Data Link Control) und S/S (Start/Stop) bedient.

Ähnlich wie das deutsche Netzwerk besteht das internationale aus Knotenpunkten (Rechnern oder Steuereinheiten), die über festgeschaltete Leitungen mit dem Rechenzentrum in Zoetermeer (Niederlande) verbunden sind. Solche Verbindungen bestehen gegenwärtig zu 13 Ländern in Europa sowie Israel, Südafrika, Japan, den USA und Kanada. Länder, die nicht über solche Verbindungen angeschlossen sind, können über Postdienste erreicht werden.

Das Rechenzentrum des deutschen IBM Servicenetzes befindet sich in Hamburg. Dort ist ein Mehrrechnerverbund mit dem Betriebssystem MVS/XA installiert. Jeder Rechner übernimmt dabei eine bestimmte Funktion. Ein Rechner verarbeitet Massendaten (Stapelverarbeitung), für Online- und Btx-Anwendungen sind weitere Rechner vorhanden. Hinzu kommt ein Test- und Backup-Rechner. SNA ist die Standardsoftware der IBM zur Steuerung komplexer Netze. Die Verbindung vom deutschen zum internationalen Netz wird über die Software SNI (SNA-Interconnect) hergestellt.

Für die Steuerung der Services wurden spezielle Hilfsmittel geschaffen. In dem NMSS (Network Management Support System) werden für die einzelnen Managementdisziplinen Lösungen bereitgestellt.

Mittelpunkt des internationalen Netzes ist das zentrale Rechenzentrum in Zoetermeer, in dem mehrere Großrechner installiert sind. Alle sind in Gruppen so geschaltet, daß bei einem Ausfall das Ersatzsystem die Arbeit weiterführen kann. Die Systeme, die das Netzwerk steuern, sind rund um die Uhr in Betrieb. Die Services für die Anwender stehen täglich mindestens 22 Stunden zur Verfügung.

Anwendungen - ein wesentliches Element

In Deutschland sorgen fünf Service-Geschäftsstellen, in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München, für die Betreuung der Kunden. Ähnlich Strukturen gibt es in anderen Ländern.

Die IBM Service-Angebote lassen sich in vier Gruppen gliedern:

Datenaustausch und Datentransfer; Unternehmenskommunikation;

Anwendungen und individuelle Datenverarbeitung; Datenbankdienste.

Datenaustausch:

Für den Austausch und Transfer von Daten stehen umfangreiche Programme zur Verfügung, die die Funktionen Konvertierung, Formatierung, Speichern, Zustellen "intime" und Adressierung einschließlich der notwendigen Sicherungssysteme beinhalten.

EDI (Electronic Data Interchange) umfaßt den Austausch maschinenlesbarer Transaktionen, die nach einem von allen Teilnehmern vereinbarten Standard verschlüsselt sind. Geschäftstransaktionen können (maschinenlesbar) ohne manuelle Eingriffe oder menschliche Interpretation von Computer zu Computer übertragen werden.

Im EDI-Service werden die Formate Edifact, ANSI.X12 und UN/TDI unterstützt.

Unternehmenskommunikation:

Dazu zählen Beschleunigung des Schriftverkehrs, Reduzierung der Papierflut, Einsparung von Telefonkosten, Verkürzung von Entscheidungszyklen und Projektlaufzeiten. Diese Vorteile erhöhen die Produktivität und damit die Wettbewerbsfähigkeit .

Für die Bürokommunikation bietet IBM eine Reihe von IBM-Lizenzprogrammen an, die in den Services genutzt werden können. Einige der wichtigsten Funktionen sind:

- Erstellen, Verändern, Ablegen und Suchen von Nachrichten und Dokumenten:

Alle gespeicherten Nachrichten oder Dokumente können von allen zum Zugriff berechtigten Teilnehmern nach den gleichen Kriterien zum Beispiel durch Eingabe eines Datums, des Verfassers oder anderer Schlüsselworte, leicht wiedergefunden werden.

- Versenden und Empfangen von Nachrichten:

Informationen werden an einem Terminal eingegeben und erreichen durch Eingabe von Name, Adresse oder ähnlichen Codes die Empfänger meist innerhalb weniger Minuten.

- Bearbeitung und Suchen gespeicherter Nachrichten:

Daten können nach unterschiedlichen Gesichtspunkten gespeichert werden, zum Beispiel nach Themen oder Namen. Solche gespeicherten Daten sind im Gegensatz zu allgemeinen Datenbanken persönliche Daten und sind nur dem jeweiligen Empfänger zugänglich.

Anwendungen und IDV:

Im Bereich der Anwendungen gibt es vielfältige Möglichkeiten der Nutzung. Zentral geplante, programmierte und installierte Anwendungen werden einer Vielzahl von Benutzern zur Verfügung gestellt. Dabei sind diese Anwendungen auf dem eigenen Datenverarbeitungssystem oder mit Hilfe der im IBM Service installierten Programmierwerkzeuge entwickelt worden.

Die Aufgaben, gerade von international tätigen Unternehmen, erfordern in zunehmendem Maß den Einsatz der individuellen Datenverarbeitung(IDV). Solche Aufgaben haben typische Merkmale. Aufgabenstellung und Realisierung erfolgen durch den Mitarbeiter in der Fachabteilung selbst. Häufige, meist kurzfristige Nutzung mit unterschiedlichen (grafischen) Darstellungsformen ist die Regel. Ein gemeinsamer Datenbestand wird durch mehrere Anwender zu unterschiedlichen Zwecken genutzt.

Für solche Forderungen steht im IBM Service das Anwendungssystem AS, ein kompaktes Softwareprogramm mit vielfältigen Funktionen, zur Verfügung. Damit können Daten eingegeben, gespeichert, analysiert, aufbereitet und in individueller Weise - insbesondere grafisch - dargestellt werden. Textverarbeitung, Abfragen in Datenbanken, Netzplantechnik oder Projektsteuerung sind weitere Funktionen.

Weit über 20 000 Anwender aus den unterschiedlichsten Fachbereichen nutzen bereits AS.

Datenbankdienste:

Neben den Software-Werkzeugen zur Erstellung von Datenbanken stehen verschiedene Informationsdatenbanken zur Verfügung.

"Exshare" ist eine Datenbank mit Informationen über mehr als 60000 internationale Wertpapiere (Aktien) Wechselkurse von 150 Währungen und 110 internationale Börsenindices. Eine Ergänzung stellt der "Exbond"-Service dar, in dessen Datenbank Informationen von rund 7000 festverzinslichen Anleihen gespeichert sind.

Aus der Vielzahl der Unternehmen, die die Mehrwertdienste des IBM Informationsservice nutzen hier einige Beispiele:

Die Bayerische Vereinsbank, München, hat mit "Welis" ein weltweites Linienüberwachungssystem für den Geld- und Devisenhandel eingerichtet. "Genios", der bekannte Wirtschaftsdatenbank-Dienst der Verlagsgruppe Handelsblatt, nützt ebenso den Service der IBM wie die Transpotel Deutschland GmbH mit ihrem internationalen Frachtraum-Dispositionssystem.

In einigen Ländern Europas werden VANS (Value Added Network Services) auch im Rahmen von Jointventures angeboten. So zum Beispiel in Italien unter dem Namen in.te.s.a., ein Zusammenschluß von IBM Italien und Fiat. In Frankreich wurde die Firma "Axone" gegründet, ein Gemeinschaftsunternehmen von IBM Frankreich, Paribas, Sema-Metra und Credit Agricole.