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IBMs Service-Sparte nimmt die Lieferkette aufs Korn

24.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM führt eine neue Consulting-Practice ein, die Unternehmenskunden dabei helfen soll, ihre globale Logistik effektiver zu meistern. Nach Angaben von Robert Moffat, der in den vergangenen Jahren IBMs eigenen Betrieb durchoptimiert hat und dabei Milliarden von Dollar einsparte, will Big Blue dazu Beratung, Technik zur Software-Automatisierung sowie die eigene Expertise bei weltweiter Computer-Logistik zu einem Dienstleistungspaket kombinieren. Wirtschaftsexperten schätzen die weltweiten Ausgaben für Supply Chains auf rund drei Billionen Dollar. Rund 750 Milliarden davon gehen an externe Dienstleister, die Firmen beim Betrieb ihrer internen Logistik unterstützen.

Moffat (48), ein rasch aufsteigender Stern im IBM-Management, wurde auch gleich als Chef der neuen Supply Chain Consulting Practice eingesetzt. Dienstleistungen entlang der Lieferkette - IDC schätzt das Volumen dieses Marktsegments auf 23,5 Milliarden Dollar - hält IBM für seinen vielleicht vielversprechendsten neuen Wachstumsmarkt.

Durch ihre globale Ausweitung würden Lieferketten immer komplexer und schwieriger zu verwalten. Den Anstieg der Management-Kosten schätzt Moffat hier auf rund zehn Prozent jährlich. "Es ist offensichtlich, dass die Supply Chain hoch auf die strategische Agenda der CIOs rutscht", sagte Moffat in einem Telefoninterview mit dem US-Branchendienst "Cnet".

Der IBM-Mann verkauft zum Teil seine eigene Erfahrung. Man schätzt, dass er bei IBM im Jahr 2002 zwischen fünf und sechs Milliarden Dollar sowie 2003 und 2004 jeweils sieben Milliarden Dollar Kosten eingespart hat. "Hier haben wir einen Fall, wo IBM ein Preisschild auf Dinge klebt, die es intern macht, die aber auch außerhalb des Konzern interessieren", erläutert Bruce Richardson, Analyst bei AMR Research.

Mit traditionellem Outsourcing hat das neue Angebot wenig zu tun. Moffat weiß selbst, dass Firmen ihre Lieferkette genau kontrollieren wollen. Für IBM sei aber zumindest Platz als vertrauenswürdiger externer Ratgeber. Man strebe eine Rolle als "globaler Orchestrator" an. Damit liegen die Armonker aus Sicht von Frank Dzubeck, Analyst bei Communication Networks Architects, genau richtig: "Kunden wollen ihren Supply-Chain-Betrieb keinesfalls auslagern. Aber sie möchten ihn verbessern."

In dem neuen Markt trifft IBM aus eigener Sicht auf neue Wettbewerber wie FedEx, UPS, DHL Worldwide und andere Transportunternehmen, aber auch traditionelle Beratungsrivalen wie Accenture. Seine Stärke sieht der Konzern unter anderem in der 19.000 Mann starken Moffat-Truppe, dazu kommen noch einmal 8500 Consultants, die schon zuvor im Bereich Supply Chain tätig waren.

In China betreibt der Konzern bereits ein Tochterunternehmen, das im Kundenauftrag günstig Waren einkauft, und ähnliche Dienste sollen auch in anderen Niedrigpreisregionen wie Osteuropa, Lateinamerika und Indien angeboten werden. "Wir sind überzeugt, dass nur IBM weiß, wie man diese Dinge angeht, und das unterscheidet uns", glaubt Moffat. (tc)