Die Korona der Entwickler um Big Blue wird immer größer

IBMs SAA-Software-Strategie: Kaufen, Ordern, Kooperieren

02.02.1990

MÜNCHEN (CW/gfh) - Big Blue läßt nicht nach, Software-Know-how für sein SAA-

Konzept zu akquirieren. Immer länger wird die Liste der Unternehmen, die der Mainframe-Riese durch Beteiligungen, Kooperationen oder Entwicklungsaufträge an sich bindet. Neu ist jedoch, daß diese Strategie nun auch auf den Unix-Bereich ausgedehnt wird.

Unter dem Unix-Vorzeichen steht zum Beispiel die Beteiligung der IBM an Rational, einem kalifornischen CASE-Spezialisten aus Santa Clara. Das Abkommen zielt darauf, die in der Programmiersprache Ada geschriebenen Produkte für IBMs "Risc"-Rechner unter AIX

verfügbar zu machen. Verkauft werden soll die Ada-Software an Behörden und die Raumfahrtindustrie.

Darüber hinaus hat die IBM bei der kalifornischen Atherton Technology Inc. aus Sunnyvale eine als "Software Backplane IPSE" bezeichnete Verwaltungsumgebung für CASE-Projekte in Auftrag gegeben. Das Produkt soll der IBM als Grundlage für die computergestützte Software-Entwicklung unter Unix dienen.

Das Hauptinteresse der Armonker richtet sich allerdings nach wie vor auf das SAA-Konzept. So gab die IBM ein Marketing- und Entwicklungsabkommen mit der TRW Financial Systems Inc. aus Cleveland/Ohio bekannt. In diesem Rahmen soll der neue IBM-Partner vor allem SAA-konforme Software für IBM-Kunden entwickeln. Geplant ist aber auch die Erstellung und Vermarktung einer Reihe von Finanzanwendungen auf PS/2-Basis. Bisher hat das Unternehmen diese Software der Finanzdienstleistungsindustrie unter MS-DOS und Unix angeboten.

IBM glänzt nicht gerade mit eigener SAA-Software

Außerdem hat IBM eine bereits seit dem vergangenen Jahr bestehende Beteiligung an der Valisys Corp. mit Sitz in Santa Clara bekanntgegeben. Die Kalifornier hatten bisher im Rahmen von SAA Produkte für eine computergestützte Fertigung (CIM) entwickelt. Nun will IBM diese Werkzeuge auch für die eigene Produktion einsetzen.

Neben Beteiligungen und Kooperationen setzt der Mainframe-Riese auch auf eigene Entwicklungen im SAA-Bereich. So hat IBM für Juli dieses Jahres eine Expertensystem-Shell für ihr SAA-Software-Entwicklungs-Konzept AD/Cycle angekündigt. Mit Hilfe dieser "Integrated Reasoning Shell, Version 1" sollen auf PS/2-Systemen beziehungsweise auf IBMs RT-Unix-Rechnern wissensbasierte Anwendungen für die gesamte Spannweite der SAA-Plattformen entstehen.

Die Erfahrungen des Mainframe-Monopolisten mit eigener SAA-Software sind allerdings nicht die allerbesten, wie sich beim Officevision-Projekt gezeigt hat. Dort hat IBM die Erstellung der "Office Interconnect Facility (OIF)" aufgegeben und vertreibt statt dessen das Konkurrenzprodukt "Central" von Soft-Switch.

Damit fällt nun dem Spezialisten aus Wayne/Pennsylvania die Aufgabe zu, die Kommunikation der MVS- beziehungsweise VM-Variante von Officevision mit Fremdsystemen von Herstellen wie DEC, Wang und HP zu realisieren. +