Kein Preisentgegenkommen und poppiges Rot:

IBMs "Product Center" mißfielen Kunden

24.08.1984

NEW YORK (CW) - Nicht ganz den Geschmack seiner Kundschaft hatte offensichtlich der DV-Goliath IBM mit seinen "Product Center" in den USA getroffen. Eine weitere Expansion der Ladengeschäfte wurde abgeblasen, der Vertrieb über die 1600 unabhängigen Einzelhändler sei lukrativer, schreibt das US-Magazin Fortune.

Nachdem der "PC" des Marktgiganten zumindest in den Staaten zum Verkaufserfolg avancierte, schnellte die Zahl der IBM-Ladengeschäfte von 3 auf 81 Ende 1983 hoch. 100 waren für 1984 geplant, doch Big Blue mußte von seinen Plänen Abschied nehmen.

Der Branchenerste hatte bei seinen Shops einige Fehler gemacht. Es war nicht zuletzt die Dekorationsfarbe, die wohl ein wenig ins Blaue geplant war. Statt des distinguiert-kühlen IBM-Blaus stimmte ein poppiges Rot eher aggressiv denn merkantil gelassen. Nicht das rechte Fingerspitzengefühl hatten die Planer wohl auch bei der Mitarbeiterauswahl walten lassen. Eingesetzt waren, wie "trendletter", herausgegeben vom Manager Magazin, beschreibt, IBM-Vertriebsbeauftragte, die keine Ladenerfahrung hatten und sich nicht auf die Ladenkundschaft umstellen konnten. Sie stießen potentielle Käufer nicht selten vor den Kopf.

Unterstellt wird den Machern aus Armonk weiter, in ihren Ladengeschäften eine konservative Messestandsatmosphäre zelebriert zu haben. Um den diskreten Stil des Hauses zu wahren, wurde auf Displays und Werbematerial verzichtet.

Verprellt hatte der "Größte" Kunden wohl ebenfalls durch seine Preisgestaltung: Keine Konzessionen, keine Sonderangebote, beispielsweise durch Bündelung von Produkten. Zwar hat man die Fehler korrigiert, doch plagen IBM Zweifel, ob man an diesem Shop-Konzept festhalten soll.