IBMs Preiskampf könnte sich als Bumerang erweisen

22.12.1989

Big Blue wird IBM von den Börsianern in Wall Street genannt. Unter den Standardwerten, den sogenannten Blue Chips, galt IBM jahrelang als der trendbestimmende Titel.

1989 hat sich die Kursentwicklung der IBM-Aktie vom Marktgeschehen weitgehend abgekoppelt. Während sich die US-Aktienbarometer, wie der Dow Jones, an die alten Indexhöchstbestände vom Sommer 1987 herankämpften, krebst der IBM-Kurs in der Nähe der Nach-Crash-Tiefstkurse herum. Noch schlechter als für US-Anleger stellt sich die Entwicklung für DM-Anleger dar. Der Kursrutsch des US-Dollars drückte den DM-Wert der IBM-Aktien zusätzlich, so daß deutsche Kapitalanleger gegenüber Ende 1988 einen Verlust von rund 20 Prozent haben hinnehmen müssen.

IBM hat 1989 einen Preiskampf begonnen, der sich als Bumerang erweisen könnte. Trotz der Entlassung von 10 000 US-Mitarbeitern erwarten Wall-Street-Analysten für 1990 einen Gewinnrückgang je IBM-Aktie von bis zu l 0 Prozent. Gelingt es IBM nicht, die marktbeherrschende Stellung im Bereich der Großrechenanlagen zu behaupten, wird es schwierig werden, unter den verschärften Wettbewerbsbedingungen die Gewinnmargen der Vergangenheit zu verteidigen. Empfehlung: Trotz der scheinbar niedrigen IBM-Kurse wegen der unübersichtlichen Situation keine Käufe in IBM tätigen.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München.