Netzwerkmanagement: Communications Subsystem läßt die jüngsten ISO-Vorschläge außen vor:

IBMs OSl-Tool umfaßt bisher nur MAP 3.0

11.08.1989

WHITE PLAINS (IDG) - Das "OSI Communications Subsystem", das im März 1990 ausgeliefert werden soll, hat in den USA neuerlich die Frage aufgeworfen, wie ernst IBM es denn wirklich mit OSI nimmt: Das Produkt, das das Management von OSI-Netzen unter Netview erlaubt, soll derzeit nicht mit OSI-Produkten anderer Hersteller verträglich sein.

Das im September vergangenen Jahres angekündigte Subsystem unterstützt nämlich nach den Worten von Michael Gering, einem IBM-Mitarbeiter aus der in Raleigh ansässigen Architektur-Entwicklungsgruppe, nur die Art von OSI-Netzwerkmanagement, die von der "MAP/TOP Users Group" im Manufactoring Automation Protocol (MAP) Version 3.0 festgelegt ist. Für Netview-Anwender hat das zur Folge, daß sie OSI-Produkte zum Beispiel von DEC, AT&T oder Hewlett-Packard nicht unter dem Subsystem fahren können, da diese bereits die neueren Versionen der ISO-Netzwerkmanagement-Protokolle berücksichtigen.

IBM dagegen hatte sich für die MAP 3.0-Version entschlossen, da laut Gering zum damaligen Zeitpunkt nur MAP von der Protokollseite bereits soweit definiert war, daß zwei Systeme auch in puncto Management miteinander kommunizieren konnten. Die frühestmöglich verfügbare ISO-Version dagegen dürfte erst im Herbst dieses Jahres stabil werden, wenn das Standardisierungsgremium endgültig darüber zu befinden hat, ob die derzeitigen Spezifikationen als internationale Standards verabschiedet werden. Die MAP-3.0-Protokolle basieren zwar auch auf einer der früheren OSI-Spezifikationen für das Netzwerkmanagement, die allerdings seither nach Auskunft des IBMers "starken technischen Veränderungen unterworfen worden" ist.

MAP/TOP-User Group

unterstützt Big Blues Weg

Wie die Armonker wollte damals auch die MAP/TOP-Anwendervereinigung nicht darauf warten, daß die ISO einen formalen Standard verabschiedet. "Der MAP/TOP-Ansatz ist vollständig OSI-kompatibel", meint Michael Kaminski, der Verantwortliche für Kommunikation/MAP bei General Motors und einer der Initiatoren der MAP-Initiative überhaupt, er entspreche allerdings nicht der jüngsten ISO-Version von OSI.

Mit MAP 3.0 habe man für klare Verhältnisse gesorgt, indem das Protokoll als Antwort auf den Wunsch der Anbieter nach stabilen Spezifikationen für sechs Jahre eingefroren worden sei. Aus der Sicht Kaminskis könnte General Motors daher auch erwägen, das OSI Communications Subsystem einzusetzen.

Als ein grundsätzliches Problem nicht nur für IBM, sondern für Anbieter und Anwender im allgemeinen entpuppt sich die Tatsache, daß inzwischen immer neue Standardisierungsgremien wie Pilze aus dem Boden schießen, die ihrerseits mit unterschiedlichen, wenn auch nur in Details modifizierten Versionen der OSI-Netzwerkmanagement-Protokolle operieren. So arbeiten neben der ISO und der MAP/TOP-Anwendergruppe noch das "OSI Network Management Forum" sowie die europäische Herstellervereinigung Spag an dem Thema.

IBM-Mann Gering macht freilich aus der Not eine Tugend: "Wir werden implementieren, was immer der Markt fordert, selbst wenn das eine Vielzahl von Versionen bedeutet. Unser Comunications Subsystem wird im nächsten März ausgeliefert, und bis dahin kann noch eine Menge passieren."