Fiducia AG testet Workspace on Demand

IBMs Netz-Betriebssystem wirft bei Großanwender Fragen auf

02.01.1998

"Wir setzen auf die Zukunft von Netz-Computern", sagt Martin Fischer, Abteilungsleiter für PC-Hard- und Systemsoftware bei Fiducia. "Workspace on Demand wäre ein Zwischenschritt. Ich halte ihn nicht für zwingend notwendig."

Für rund 1700 Mark pro Server-Lizenz und 550 Mark pro Client liefert die IBM das Betriebssystem aus, das bereits unter dem Codenamen "Bluebird" Schlagzeilen machte. Mit rund zwei Mannmonaten Aufwand hat die Fiducia Workspace on Demand in Augenschein genommen, um festzustellen, ob das Produkt im bestehenden Umfeld einsetzbar ist: IBM- und SNI-PCs mit Pentium-Prozessoren für die grafischen Front-ends verbunden durch LU-6.2-Netze mit Mainframe-Transaktionen für den Datenzugriff. "Das Produkt ist technisch gesehen gut und performant", faßt Fischer das Ergebnis seiner Tests zusammen.

Die Fiducia wollte darüber hinaus aber auch in Erfahrung bringen, wie arbeitsintensiv die Migration ihrer Anwendungen sein würde. Das Fischer-Team probierte die Portierung einer Lotus-, einer Banken- und einer Netscape-Anwendung aus. Die Aufgabe entpuppte sich keinesfalls als trivial. Man brauche zwingend Spezialisten für OS/2, LAN-Server und mit Applikationenskenntnissen, so Fischer. Selbst die IBM-Entwickler hätten sich dabei "die Haare gerauft".

Wie in vielen Client-Server-Installationen üblich, hat Fiducia die meisten Anwendungen lokal implementiert. Der Aufwand entsteht, weil die bisherigen Client-Anwendungen nun vom Server geladen werden, benutzerindividuelle Einstellungen aber erhalten bleiben sollen. Zum Beispiel möchte jeder Anwender seine eigenen "Bookmarks", die Netscape-Anwendung liegt aber auf dem Server, führt Fischer aus.

Daher muß für alle Applikationen aufgeschlüsselt werden, welche Dateien und Module benutzerspezifisch und welche allgemeingültig sind, wie Konfigurationsinformationen zu behandeln sind, welche Dateien gelesen und beschrieben werden. Ferner sind die Dateien neu zu verteilen. "Zwar ändern sich die Applikationen selbst nicht, aber die Installationsprogramme", so Fischer.

Befürwortet lediglich ein Teil der Banken das Konzept, muß das Rechenzentrum ein "funktionierendes OS/2-Netz" warten und zusätzlich die neue Infrastruktur. Die Administration wird komplexer statt einfacher. Das Werbeargument für den schlanken PC ist damit hinfällig.

Fiducia

Die Fiducia AG, Karlsruhe, ist das Rechenzentrum für 461 Volks- und Raiffeisenbanken mit mehr als 4500 Filialen in Baden, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen, Thüringen, Berlin und im Saarland. Sie beschäftigt rund 1300 Mitarbeiter, die zirka 22000 PCs, 6000 Server und 6000 Selbstbedienungsgeräte betreuen.