Anwender fürchten höhere Preise bei High-end-Speichern

IBMs Deal mit Storagetek stößt auf geteiltes Echo

25.10.1996

Die im Juni 1996 getroffene Vereinbarung der Hersteller sieht vor, daß IBM Vertrieb und Marketing für die Mainframe-Speicherprodukte des einstigen Konkurrenten Storagetek übernimmt. Auf der Storagetek-Konferenz in Albuquerque äußerten sich die geladenen RZ-Manager dazu kritisch. "Wir sehen die Kooperation mit gemischten Gefühlen, denn wenn alle Produkte von einem Anbieter kommen, bedeutet dies eine Schwächung des Wettbewerbs, von dem wir bislang mit niedrigeren Preisen profitiert haben", meinte etwa Dan Stanton, Director Information Processing Services Operations bei MCA Inc. in Universal City, Kalifornien.

Mit dem Ausscheiden von Storagetek verbleiben nur noch die Hersteller EMC und Hitachi Data Systems als ernstzunehmende Konkurrenten Big Blues im Mainframe-Speichermarkt. Die Anwender fragen sich außerdem, wie die Verpflichtung IBMs, die Storagetek-Systeme zu vermarkten, mit dem Vorhaben zusammenpaßt, weiterhin auch die eigenen "Ramac"-Speicherprodukte zu verkaufen.

Auf der Storagetek-Konferenz machten die Vertragspartner zur künftigen Zusammenarbeit weitere konkrete Angaben. Demnach wird IBM die Wartung für Neuinstallationen und Upgrades von Storageteks Iceberg-Arrays übernehmen. Bereits installierte Iceberg-Systeme werden wie bisher von Storagetek gewartet. Den Angaben zufolge gibt es keine Pläne, das Vertriebsabkommen auf andere Produktlinien wie etwa Bandspeichersysteme zu erweitern.

Big Blue wird darüber hinaus weiterhin an seinem Seastar-Projekt arbeiten. Dabei handelt es sich um eine fehlertolerante Speichersubsystem-Technologie, die jedoch nicht direkt mit den Iceberg-Systemen konkurrieren soll, sondern auf Anwender zielt, die noch leistungsfähigere Geräte brauchen.

Snapshot-Technik auch für Iceberg-Kunden verfügbar

Unter der Bezeichnung "Snapshot Copy" hat IBM unterdessen eine Speicherfunktion vorgestellt, die die Batch-Verarbeitung und das Testen von Anwendungen beschleunigen soll. Das System generiert eine virtuelle Kopie eines Datenbestandes, ohne daß hierzu zusätzliche Plattenspeicherkapazität benötigt wird. Die Technik ist für IBMs "Ramac Virtual Array" verfügbar, das vormals von Storagetek unter der Bezeichnung Iceberg vermarktet wurde. Snapshot Copy soll aber auch existierenden Iceberg-Kunden zur Verfügung gestellt werden. Sowohl die Iceberg- als auch die Virtual-Arrays arbeiten mit einem Logfile-System, um Daten auf einer Platte zu lokalisieren. Snapshot kopiert ein Verzeichnis von Pointern, die anzeigen, wo bestimmte Daten auf der Festplatte zu finden sind. Die Benutzer erhalten damit zwei Referenzlisten für denselben Datenbestand. Damit entfällt der sonst übliche Aufwand für das Erstellen einer Backup-Kopie oder eines Subsets der Daten zu Testzwecken.

Ein Nachteil von Snapshot Copy ist derzeit noch, daß die Technik keine VSAM-Dateien unterstützt, die in S/390-Umgebungen und älteren Mainframe-Anwendungen weit verbreitet sind. IBM hat versprochen, entsprechende Funktionen bis Mitte 1997 zur Verfügung zu stellen.