IBMs AT370 als Bollwerk gegen Unix

16.11.1984

Durch die Ankündigung des AT/370 erhält einerseits das Thema, Arbeitsplatzrechner in Großbetrieben neue Nahrung, zum anderen ist die IBM gezwungen, dem um einen Unix-Standard kämpfenden Telefongiganten AT&T Paroli zu bieten. Nachdem der Rechnerriese die MS-DOS Welt fest im Griff hat, versuchte er mit der Vorstellung des mehrplatzfähigen Xenix-Mikro "PC At", den Unix-Markt zu unterlaufen. Beide Betriebsysteme bezieht der Marktführer von Microsoft.

So kann nun der neue AT/370 (siehe CW 45184, Seite 4) als Rechner angesehen werden, der sowohl die Mikro-Mainframe-Kopplung unter dem IBM-Betriebssystem VM/CMS vorantreiben, als auch als Bollwerk gegen Unix fungieren soll. Damit wäre Big Blue langfristig in der Lage, die in den vergangenen 20 Jahren erstellten Anwendungspogramme auf den PC herunter zu laden.

Mit dem AT/370 wird die Entwicklungsrichtung deutlich: Zielrechner (...) den Download der Großcomputer-Software kann nur ein 32-Bit-Rechner sein. Unter diesem Aspekt steigt die Wahrscheinlichkeit, daß Unix und CMS (Conversional Monitor System) die Standards für den Einsatz eines Mikros im Großunternehmen setzten werden. Der eigentliche Markt von MS-DOS ist und bleibt der Bereich der Kleinbetriebe und Selbständigen.

Um der Herausforderung durch den amerikanischen Telefonriesen zu begegnen, ging Big Blue mit dem PC AT wohl nur zum Schein auf die Unix-Welt ein, um jetzt durch die Ankündigung des AT/370 unter dem Betriebssystem VM/CMS die "alte" IBM-Welt wiederauferstehen zu lassen. Somit sollen alte Anwendungen auf dem Arbeitsplatzrechner eine Wiedergeburt erfahren.

Der AT/370 ist nach dem XT/370 der zweite Desktop-Anlauf in die auf der /370-Welt basierende Software. Das neueste Produkt in der Reihe der, "Mikromainframes" ist nicht mehr abhängig vom Einsatz des Betriebssystems VM auf dem Großrechner. Es arbeitet selbst mit diesem populären Operating System. Neben dem 3270 PC und dem XT/370 dient der AT/370 in noch größerem Maße der IBM-Strategie, den Benutzern immer häufiger Mainframe-Anwendungen in Kombination mit Arbeitsplatzrechnern zur Verfügung zu stellen. Und es scheint die Gegenoffensive zu der von AT&T prognostizierten, auf Unix basierenden Anwendungswelt zu sein.