EPL exportiert neue Software-Produkte:

IBM-Zentrum operiert von Dänemark aus

12.10.1984

Als Wegbereiter neuer Technologien für Entwicklung, Produktion und Vertrieb von Softwareprodukten hat sich die European Program Library (EPL) von IBM einen Namen gemacht. Heute bringt das Unternehmen jährlich etwa 4500 neue Programmtitel auf den Markt. So produziert EPL Dänemark die Softwareprodukte, die Big Blue nach ganz Europa, in den Nahen Osten und nach Afrika exportiert, berichtet Caja Wintero aus Kopenhagen.

EPL ist ein großes Exportunternehmen - ein Großteil der Produktion wird in andere Länder des Absatzgebietes geliefert. IBM unterhält weltweit drei solcher Vertriebszentren. In Dänemark blickt die European Program Library auf eine kurze, aber interessante Geschichte zurück. Erst vor wenigen Jahren wurde ihr Sitz vom französischen Montpellier in den Norden verlegt. Die Entscheidung über diesen "Standortwechsel" fiel mit der Umstellung der Produktionskapazitäten in Frankreich auf die Mainframe-Produktion zusammen. Im Herbst 1981 entschied sich die IBM-Führungsspitze dafür, den Standort von EPL nach Dänemark zu verlegen. Als Grund wurde angegeben, die dänische Belegschaft sei den vielfältigen Aufgaben ohne weiteres gewachsen. Nicht nur Produktionsleitung und Führung der Zentrale mußten nämlich gewährleistet sein, sondern auch die Organisation des Umzugs. Vorläufig ist EPL jetzt im selben Gebäude untergebracht wie die dänische IBM-Zentrale, soll jedoch demnächst in ein eigenes Haus ziehen.

Dänische Arbeitskräfte haben im Bereich der modernen Technologie einen guten Ruf: Der Mangel an Rohstoffen im Land machte zum Ausgleich einen hohen Ausbildungsstand der Bevölkerung notwendig. Im Vergleich zu anderen Staaten stellen in Dänemark die Arbeitskräfte den bedeutendsten Wirtschaftsfaktor dar. EPL beschäftigt heute 27 Mitarbeiter, von denen knapp 2 Prozent Computerspezialisten und DV-Experten sind. Etwa 100 Mitarbeiter sind in der Unternehmensführung und -verwaltung tätig, während weitere 100 sich um Verpackung und Betrieb kümmern.

Bei den 4500 Programmen, die jährlich auf den Markt kommen, handelt es sich nicht nur um neue Produkte. Inbegriffen sind vielmehr auch Neuauflagen und Übersetzungen in andere Benutzersprachen. Besonders wichtig sind dabei Englisch und Französisch.

Der Großteil der Software ist für Großrechner bestimmt, die unter den Betriebssystemen IMS, MVS und DOS laufen. Nur etwa 20 Prozent der Programme produzieren die EPL-Mitarbeiter für kleine Systeme, auf denen vorwiegend Standardanwendungen zum Einsatz kommen. Die IBM- Programme werden teilweise in den 130 "Versuchsküchen" des Marktführers oder in den zahlreichen Softwareunternehmen weiterentwickelt, die für Big Blue tätig sind. Diese Softwarehäuser engagieren sich vor allem auf dem PC-Softwaremarkt. Hier ist damit zu rechnen, daß die wachsende Nachfrage nach entsprechenden Programmen sich auf die Software-Produktion auswirkt.

Mit neuer Software auf den PC-Markt

"Bisher ist nur ein geringer Teil der Produktpalette von EPL für den PC- Markt bestimmt", sagt Peer Suhr, der dänische Geschäftsführer von EPL. "In diesem speziellen Bereich", sagt Suhr weiter, "erarbeiten wir derzeit völlig neue Technologien für die Automatisierung der Serienfertigung von PC-Software". Theoretisch gebe es 200 000 verschiedene Möglichkeiten, ein einziges Großrechnerprogramm schreiben. Hier die beste Lösung herauszufinden, um den kundenspezifischen Anforderung zu erfüllen, gehöre zu den wichtigsten Aufgaben von EPL. Des weiteren müsse die European Program Library den ständig steigenden Anforderungen in bezug auf die Aktualisierung von kundenspezifischen und allgemeinen Anwenderprogramm gerecht werden.

Bestellt ein ausländischer Kunde bei EPL Software, wird er zunächst einem Frage-Antwort-Spiel über die Alternativen informiert, die ihm zu Verfügung stehen. Daraufhin ist die European Program Library dafür verantwortlich, daß das Programm korrekt erstellt wird. Der nächste Schritt ist dann, das geeignete Speichermedium zu wählen. Letztes Jahr verkaufte das Unternehmen 760 000 (Programmpakete auf einer Million Disketten und 300 000 Magnetbandkassetten. Im Produktpaket enthalten sind neben der eigentlichen Software entsprechende Handbücher und weitere Bedienungshinweise. Der Normalfall erfolgt die Auslieferung direkt nach der Abfertigung durch den Zoll auf dem Postweg. In dringenden Fällen kann EPL die Programme aber auch direkt vom Computer in Dänemark aus übermitteln. Vorläufig ist dieses Verfahren doch sehr teuer und kompliziert. Mit zunehmender internationaler Standardisierung der Telekommunikation und sinkendem Aufwand für diese Technik soll der Vertrieb Handbuchs teilweise durch diese Verfahren ersetzt werden.