Cloud-Rechenzentrum in Frankfurt am Main

IBM wirbt für die sichere Cloud aus Deutschland

25.01.2018
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Security und Datenschutz sind für deutsche Unternehmen zentrale Themen, wenn es um die Auswahl eines Cloud-Providers geht. Mit seinem Frankfurter Cloud-Rechenzentrum und einem neuen Supportmodell will IBM sensible Kunden auf seine Plattform locken. Zu den ersten Nutzern gehört das Telemedizin-Startup TeleClinic.

"Europa ist für IBM in Sachen Cloud Computing ein wichtiger Markt", sagt Yasser Eissa, Vice President IBM Watson & Cloud Platform für die Region Europa. Im vergangenen Jahr habe der Konzern seine Cloud-Umsätze weltweit um 24 Prozent auf 17 Milliarden Dollar gesteigert. Welchen Anteil die europäischen Standorte beigesteuert haben, will Eissa nicht verraten. Doch insbesondere im deutschen Markt erlebe Cloud Computing einen Boom.

„Sicherheit und Datenschutz spielen im deutschen Cloud-Markt eine zentrale Rolle“, sagt Yasser Eissa, Vice President IBM Watson & Cloud Platform, Europe.
„Sicherheit und Datenschutz spielen im deutschen Cloud-Markt eine zentrale Rolle“, sagt Yasser Eissa, Vice President IBM Watson & Cloud Platform, Europe.
Foto: IBM

Der Manager verweist auf eine Studie, die das Marktforschungsunternehmen Vanson Bourne im Auftrag von IBM organisiert hat. Demnach nutzen in Deutschland bereits 74 Prozent der Unternehmen Cloud-Services, in Frankreich sind es 70 und in Großbritannien 60 Prozent. Befragt wurden 300 IT- und Business-Entscheider aus den drei Ländern.

Angesichts herber Verluste im klassischen Hardwaregeschäft hat IBM in den vergangenen Jahren massiv in seine Cloud-Ressourcen investiert. In Europa sind derzeit 16 Cloud-Rechenzentren in Betrieb, darunter drei in der Region DACH. Insgesamt unterhält der Konzern eigenen Angaben zufolge mittlerweile rund 60 Cloud Data Center in 19 Ländern.

In der EU und besonders im deutschen Cloud-Markt spielten Sicherheit und Datenschutz eine zentrale Rolle, so Eissa. In der Studie etwa hätten 57 Prozent der Befragten das Thema Sicherheit als größte Hürde beim Implementieren von Cloud-Lösungen genannt. 87 Prozent fürchteten, dass ihr Unternehmen Opfer eines Cyber-Angriffs werden könnte.

IBM habe deshalb ein neues Betriebs- und Support-Modell für den Cloud-Standort Frankfurt am Main entwickelt. Kunden sollen damit mehr Transparenz und Kontrolle über ihre Daten erhalten. Sie könnten beispielsweise jederzeit abfragen, wo ihre Daten liegen und wer Zugang zu ihnen hat. Dabei sei es IBM-Mitarbeitern außerhalb der EU nicht möglich, auf die Kundendaten zuzugreifen. Deutsche Unternehmen könnten IBMs Cloud-Services direkt aus dem Frankfurter Rechenzentrum heraus nutzen und dabei auf einen 24x7-Support zählen.

EU Cloud of Conduct soll Vertrauen schaffen

Eissa verweist auf zahlreiche weitere Initiativen, die IBM in Sachen Cloud Security und Datenschutz unternommen habe. So beteiligte sich der Konzern an der Entwicklung des EU Cloud Code of Conduct und ließ seine Cloud-Services dafür zertifizieren. Kunden könnten damit sicher sein, dass ihr Provider europäische Datenschutz- und Security-Richtlinien wie etwa GDPR beachte, verspricht der IBM-Mann. Zu den Gründungsmitgliedern der Initiative gehören neben IBM auch Alibaba Cloud, Fabasoft, Oracle, Salesforce und SAP. Auch Google und Workday haben ihre Cloud-Services entsprechend zertifiziert, nicht aber die Cloud-Schwergewichte AWS und Microsoft.

Wie sicher sind Cloud-Daten in Frankfurt am Main?

Den Einwand, IBM müsse als amerikanisches Unternehmen auf Anordnung von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten auch Daten aus dem Frankfurter-Rechenzentrum herausgeben, will Eissa nicht so stehen lassen. Grundsätzlich würden Daten nur auf einen gerichtlichen Beschluss hin freigegeben. Auf die Daten in Frankfurt hätten einzig IBM-Mitarbeiter in Deutschland Zugriff.

Kritisch sieht der Manager das Modell des Konkurrenten Microsoft, der seine Cloud-Daten für deutsche Kunden wahlweise von T-Systems als Datentreuhänder verwalten lässt. Ob dadurch tatsächlich ein Zugriff von US-Behörden ausgeschlossen ist, sei aus seiner Sicht zumindest zweifelhaft: "Es gibt ja bislang keinen Präzedenzfall". Zudem bringe das Angebot potenziellen Kunden auch Nachteile. So müssten sie Verträge mit gleich zwei Partnern schließen und könnten nicht das gesamte Cloud-Portfolio Microsofts nutzen. Darüber hinaus veranschlage der Konzern für seine Dienste im Treuhändermodell "Premium-Preise." Eissa: "Wir sehen bis dato keine Kunden, die das Microsoft-Modell für überlegen halten."