Nach Trigo-Übernahme

IBM will Produktinformationen ordnen

06.08.2004

Vor drei Monaten hatte IBM das Unternehmen Trigo Technologies gekauft. Auf dessen Technik setzt die nun vorgestellte Websphere-Komponente auf. Product Center dient dem firmenweiten Produktinformations-Management und soll sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten aus ERP- und CRM-Applikationen, Dokumenten-Management-Systemen, File-Servern und Mainframes einbinden. Diese Informationen lassen sich in ein vom Anwender definiertes Datenmodell speichern. Gleichzeitig kann der Nutzer Dubletten entfernen sowie fehlerhafte und unvollständige Daten ausbessern. Die so aufbereiteten Produktinformationen sollen die bei vielen großen Firmen stark fragmentierte Bestandsführung harmonisieren und zum Beispiel die Einträge in unterschiedlichen ERP-Programmen synchronisieren. Oft verwenden Konzerne unterschiedliche Computersysteme, Applikationen und Datenbanken sowie inkompatible Datenformate und tauschen Produktdaten mit Geschäftspartnern über unterschiedliche Kanäle wie EDI, Papier, E-Mails oder Fax aus. IBM erhebt nun den Anspruch, den Kunden eine Art automatisierte Produktdatenlogistik bieten zu können, mit der sowohl das Daten-Management als auch der Datenaustausch wesentlich effizienter vonstatten geht.

Nach Angaben des IT-Konzerns haben Unternehmen wie Philips, Panasonic, der Lebensmittelkonzern Kraft und die Bekleidungskette GAP Product Center dazu verwendet, die Qualität ihrer Produktinformationen zu steigern und sie für den elektronischen Datenaustausch mit Handelskonzernen aufzubereiten. Kraft Foods etwa realisierte so eine weltweit einheitliche Produktinformationsstruktur. Dabei galt es, Dateninkonsistenzen zwischen einzelnen Landesgesellschaften zu beheben. Der französische Handelsriese Carrefour nutzt die Technik, um ein Zuliefererportal mit akkuraten Produktinformationen zu versorgen.

Die Architektur des Product Center beruht auf einem Daten-Repository, in dem sich kundenspezifische Datenmodelle abspeichern lassen. Die Datenstrukturen können beispielsweise zahlreiche Artikelattribute aus ERP-, Produktdaten-Management- und Product-Lifecycle-Management-Systemen sowie Datenblätter, Beschreibungen, Schadensberichte und Handbücher aufnehmen. Zudem können die Produkteigenschaften an gängige Klassifizierungssysteme wie Ecl@ss angepasst werden, was etwa für den elektronischen Einkauf erforderlich sein kann. Ausgelegt ist das Produkt auch dafür, Stammdaten mit den zum weltweiten Datenaustausch mit Handelspartnern erforderlichen "Global Trade Information Numbers" zu versehen.

Workflow-Tools steuern Datenaktualisierung

Die IBM-Software stellt eine Versionsverwaltung zur Verfügung und steuert den Datenzugriff über ein integriertes Sicherheits- und Zugriffsschutzsystem. Das Erstellen und Editieren von Informationen steuern Workflow- und Collaboration-Funktionen. So werden beispielsweise Daten-Updates erst nach Prüfung und Freigabe ins System übernommen. Die Web-basierende Anwender-Schnittstelle umfasst darüber hinaus eine Suchfunktion und Dateneingabemasken.

Zur Anwendungskopplung stellt das IBM-System verschiedene Schnittstellentechniken für Datenbanken, Java-Messages, Web-Services, E-Mails, EDI, HTTP, Host-Systeme und Dateien bereit. Hierzu hat IBM sein Enterprise-Application-Integration-(EAI-) Tool "Business Integration" in die Trigo-Software eingebaut. Laut Hersteller sollen aber auch weiterhin die Produkte von Trigos EAI-Partnern (Seebeyond, Tibco, Webmethods und Bea) unterstützt werden. Bei Datenimport und -synchronisation hilft der mitgelieferte "DB2 Information Integrator". Das Repository bedient sich des Datenbanksystems DB2. Product Center läuft auf dem "Websphere Application Server" und lässt sich in das "Websphere Portal" einklinken. Weitere Interfaces koppeln IBMs Webshop "Websphere Commerce" an und sorgen für eine Integration mit RFID-Systemen.

Doch nicht nur IBM bringt Lösungen für das Produktinformations-Management auf den Markt. So hatte unlängst SAP die amerikanische Softwareschmiede A2i gekauft. Deren Produkt "Xcat" soll das "Master Data Management", eine Komponente der "Netweaver"-Plattform, um Methoden zur Produktdatenverwaltung erweitern. Auch SAP verspricht Kunden Datenharmonisierung und globale Datensynchronisation. Der ERP-Hersteller möchte erste Xcat-Funktionen mit "Netweaver 2004" noch in diesem Jahr ausliefern.

Datensynchronisation

Der Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie benötigen für einen weltweiten Datenaustausch mit Geschäftspartnern standardisierte Datenformate und Synchronisationsmechanismen, für die ihre bestehende IT-Landschaft oft nicht ausgelegt ist. Hier setzen die Systeme für das Produktinformations-Management von IBM und SAP an. Sie sollen helfen, Artikeldaten auf international gültige Bezeichnungsnormen wie EAN International zu bringen sowie eine Datensynchronisation mit Datenpools der Retail-Branche wie "Transora" und "Worldwide Retail Exchange" zu ermöglichen. Handelskonzerne verlangen von ihren Lieferanten, sämtliche Produktdaten in diesen Standardformaten zu liefern.

Abb: Eingebettet in die Websphere-Plattform

Das Product Center soll Produktdaten zentral verwalten, Applikationen integrieren und Änderungen mit Datenpools synchronisieren. Quelle: CW