Mitbieter aus dem Rennen

IBM will niederländisches Staatsunternehmen kaufen

19.12.1997

Seit die niederländische Regierung vor einem Jahr durchblicken ließ, daß sie den IT-Dienstleister gern verkaufen würde, hat die IBM ihr Interesse an einer Übernahme aufrechterhalten. Die Erfolgschancen des Branchenriesen schienen jedoch gering, denn er wollte dem Vernehmen nach nur etwa 600 Millionen Mark ausgeben, während der einzige Mitbieter Getronics mehr als eine Milliarde Mark zu zahlen bereit war - das 25fache dessen, was Roccade als geschätzten Nachsteuer-Gewinn für das gerade abgelaufene Geschäftsjahr angibt.

Offenbar sind sich der Outsourcer und die Staatsregierung aber doch nicht handelseinig geworden. Wie das Börsenblatt "Wall Street Journal" berichtet, scheiterten die Verhandlungen daran, daß Getronics vor dem Hintergrund der Datumsumstellung zum 1. Januar 2000 keine Verantwortung für die von Roccade installierten Systeme übernehmen wollte.

Bei der IBM wiegt die Hoffnung auf eine Ausweitung ihres europäischen Servicegeschäfts anscheinend schwerer als etwaige Skrupel. Jedenfalls hat sie ihr Angebot für Roccade erneuert. Wie die Verhandlungen mit der niederländischen Regierung ausgehen werden, ist derzeit aber noch nicht abzusehen.

Roccade entstand 1990 durch Auslagerung des staatlichen Techniksupports und Fusion mit einer Handvoll privatwirtschaftlicher Unternehmen. Was das Unternehmen für die Armonker, aber auch andere Interessenten zu einer guten Partie macht, sind die vielen Dienstleistungsabkommen, die es mit den öffentlichen Organen der Niederlande unterhält.