Umstrukturierung soll Eigenständigkeit der Töchter stärken

IBM will neue Management-Wege gehen

29.06.1984

NEW YORK (CW) - Durch eine Umstrukturierung des Managements will International Business Machines (IBM) die Eigenständigkeit ihrer Auslandstöchter, vor allem in Europa, steigern. Wie es in einem Bericht des Wall Street Journal heißt, ist das Unternehmen der Auffassung, daß es sich auf den lokalen europäischen Märkten genauso gut adaptiert wie die Konkurrenz aus Italien, Frankreich und Großbritannien.

Außerdem versucht IBM sein Image als ein auf die USA konzentrierter multinationaler Konzern "loszuwerden". Nach Angaben eines IBM-Sprechers sei eine tagtägliche Überwachung nicht länger notwendig, da die Töchter ihre eigene Erfahrung gesammelt hätten. Die europäischen Töchter sollten ihre eigenen Marketingstrategien ausarbeiten und selbst die anzubietenden Produkte auswählen. Nach den Worten eines Mitarbeiters der Presseabteilung von IBM Deutschland könne nicht von einer Auswahl der Produkte sondern lediglich von einer Beeinflussung des Angebots die Rede sein. Was die Auswahl eigener Marketingstrategien anbelange, gebe IBM Europe klare Vorgaben. Wie die Töchter diese Ziele erreichten, bleibe ihnen vorbehalten.

Insider glauben, daß die Maßnahmen in erster Linie darauf abzielen, die "äußerliche" Erscheinung aufzupolieren. Ein Konkurrent drückte es so aus: neue Verpackung für altes Modell, IBM habe sich schon seit mehreren Jahren darum bemüht, vom zentralisierten Management wegzukommen.

Die europäischen IBM-Aktivitäten werden in fünf Gruppen aufgeteilt. Je eine Gruppe ist für Frankreich, Italien, die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien zuständig; sie werden relativ autonom sein. Die restlichen kleineren europäischen Töchter werden in einer eigenen Gruppe zusammengefaßt, deren General-Manager im IBM-Hauptquartier Europa in Paris sitzen wird.

Auch die Americas/Far East Corp. der IBM soll umstrukturiert werden. Sie wird in drei Gruppen zusammengefaßt. Die asiatisch-pazifische Tochter wird ihr Hauptquartier in Tokio haben, die lateinamerikanischen in Mount Pleasant, New York. Die dritte Gruppe wird IBM Canada sein. Außerdem wird IBM 13 geschäftliche Management-Gruppen bilden, die für die Weiterleitung der europäischen Produktanforderungen an die IBM-Werke in der ganzen Welt zuständig sind.