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IBM will Grid-Computing und Web-Services vereinen

20.02.2002
Mit technischer Schützenhilfe des Globus-Projekts will IBM das so genannte Grid-Computing in Verbindung mit Web-Services auch in die kommerzielle Datenverarbeitung hieven.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Es hat den Anschein, als setze IBM als großen Gegenentwurf zu Microsofts .Net-Architektur auf das bislang vor allem technisch-wissenschaftlichen Bereich populäre so genannte Grid-Computing. Auf dem Treffen des Global Grid Forum in Toronto kündigte Big Blue eine umfassende Initiative an, um die Technik auch in der kommerziellen Datenverarbeitung zu nutzen.

Grid-Computing - was ist das?

Das englische Wort grid wird in Mathematik und Computerei gewöhnlich mit "Raster" übersetzt. Beim Grid-Computing werden ungenutzte Rechen- und Speicherkapazitäten von Systemen in einem Netz über eine Software zusammengeschaltet, als zentraler Ressourcen-Pool verwaltet und für neue Aufgaben genutzt.

In Sachen Grid-Technik will IBM aber das Rad nicht erst neu erfinden. Stattdessen greifen die Armonker auf die Entwicklung im Rahmen des Open-Source-Projekts Globus zurück. Dessen Toolkit will IBM J2EE-kompatibel (Java 2 Enterprise Edition) machen. Eine zentrale Rolle in IBMs Konzept spielt die ferner die OGSA (Open Grid Services Architecture), ein Set von Spezifikationen und Standards für die Verknüpfung von Grid-Computing und Web-Services. Es verbindet Standards der Web-Services-Welt - XML, WSDL, SOAP - mit denen des Globus-Projekts und wurde von Globus-Mitarbeitern und IBM-Forschern gemeinsam entwickelt. Details finden sich im Whitepaper "The Physiology of the Grid: An Open Grid Services Architecture for Distributed Systems Integration" (PDF-Format). Eine OGSA-Referenzimplementierung will IBM in seine Infrastruktur-Middleware "Websphere" übernehmen.

Spezialisierte Anbieter wie Avaki, Entropia und Platform Computing, aber auch Microsoft haben bereits ihre Unterstützung für OGSA erklärt.

"Grid-Computing wird E-Business auf die nächste Ebene befördern, indem es Anwendern eine unverwüstliche, flexible, virtuelle IT-Infrastruktur zur Verfügung stellt, die bei Bedarf überall zur Verfügung steht", erklärte IBMs Visionär (Vice President Technology and Strategy, Server Group) Irving Wladawsky-Berger. "Indem wir unsere Produkte Grid-fähig machen, ermöglichen wir es unseren Kunden, ihre Computing-Ressourcen - beispielsweise Anwendungen, Daten oder Rechenleistung - zu teilen, sowohl intern im Intranet als auch extern über das Internet."

IBM setzt auf die Kombination von Grid-Computing mit den derzeit in aller Munde befindlichen Web-Services. Diese sollen durch die Koordination verteilter Anwendungen und Ressourcen an unterschiedlichsten Orten leistungsfähiger werden, und zwar unabhängig von der darunterliegenden Implementierungen und Services. Das Grid-Computing erweitere mit seiner zuverlässigen, dynamischen und umfassenden Infrastruktur die Reichweite von Web-Services, und zwar innerhalb organisatorischer Grenzen und auch darüber hinaus. Durch Kombination beider Techniken könnten Unternehmen komplexe Probleme lösen, indem sie ihre Ressourcen effektiver nutzten und ihre Geschäftsprozesse mit Partnern und Lieferanten verknüpften, so IBM.

Die Grid-Technik soll sich in unterschiedlichsten IBM-Bereichen ausprägen. Das Globus-Toolkit will der Konzern für all seine Server-Plattformen anbieten (bislang werden AIX und Linux unterstützt) und seinen Kunden auch die OGSA zur Verfügung stellen. Der System-Management-Bereich Tivoli steuert Software für die Grid-Verwaltung (Sicherheit, Leistungs- und Verfügbarkeitskonfiguration, Betrieb, Massenspeicherverwaltung) bei. Die Storage-Division wird ihre Kernprodukte ebenfalls Grid-fähig machen (besondere Bedeutung kommt hier unter anderem Virtualisierungstechnik, dem IP-basierten iSCSI-Protokoll sowie dem Shark-Subsystem zu). Last but not least soll IBM Global Services an einer Grid-Strategie interessierten Kunden entsprechende Dienstleistungen offerieren. Diese reichen von Planung über Design und Migration bis hin zu Betrieb und Management. (tc)