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IBM will bis zu 4730 Entwickler-Jobs in Billiglohnländer verlagern

15.12.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM erwägt offenbar, im großen Stil Programmierstellen aus den USA abzuziehen und nach Indien oder China zu verlagern. Der noch inoffizielle Plan namens "Global Sourcing" sehe vor, dass Tausende von Mitarbeitern in verschiedenen IBM-Niederlassungen in den USA ihren Job verlieren, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf vorliegende Firmendokumente. Am stärksten betroffen sei die Application Management Services Group, ein Unterbereich von Big Blues Servicesparte, so das Wirtschaftblatt: Dort werde IBM bereits in der ersten Hälfte des kommenden Jahres knapp 950 Mitarbeiter darüber informieren, dass ihr Job ausgelagert wird. Derzeit sei noch nicht klar, wie viele der anderen 3700 IBM-Jobs mit Offshore-Potenzial bereits nächstes Jahr oder in naher Zukunft abgezogen werden werden.

Noch ist das Schicksal der US-Mitarbeiter jedoch nicht endgültig besiegelt: Die Verantwortlichen hätten noch nicht definitiv entschieden, dass Tätigkeiten wie die Entwicklung von Updates für IBM-Software genauso gut auch im Ausland ausgeübt werden können, berichtet die Wirtschaftszeitung.

Der IT-Konzern wollte gegenüber dem "WSJ" keine weitere Auskunft geben, sondern bezeichnete die Pläne als "interne Präsentation". Ein Großteil des künftigen Personalzuwachses in Schwellenländern werde aus der Gewinnung neuer Aufträge resultieren, so ein Sprecher.

Im Gegensatz zu den üblicherweise ausgelagerten Programmiererstellen handelt es sich bei den in Frage gestellten Arbeitsplätzen um keine Billig-Jobs: Internen Angaben zufolge beziehen die IBM-Entwickler ein Jahresgehalt von 75.000 bis 100.000 Dollar. Abgänger von einer indischen Universität erhalten zirka 10.000 bis 20.000 Dollar Lohn jährlich. Allerdings, so Pawan Kumar, ehemaliger IBM-Manager und CEO des indischen Offshore-Anbieters vMoksha Technologies, ergebe sich aus dem unterschiedlichen Gehaltsniveau nicht automatisch der Kostenvorteil für Unternehmen: Zieht man die höheren Kosten für Infrastruktur und das notwendige stärkere Controlling der indischen Entwickler ab, beliefen sich die Einsparungen lediglich auf 50 Prozent. Kumar zufolge beschäftigt IBM derzeit rund 9.000 Beschäftigte in Indien und wird den Personalstand bis zum Jahr 2005 auf 20.000 erhöhen. (mb)