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IBM will bis zu 2,5 Milliarden Dollar abschreiben

05.06.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - IBM plant nach Angaben aus dem Management eine Sonderabschreibung in Höhe von zwei bis 2,5 Milliarden Dollar für Sparmaßnahmen und den Verkauf von Vermögenswerten. Eine derart hohe Summe könnte laut "Wall Street Journal" den ersten Quartals-Nettoverlust seit acht Jahren zur Folge haben. Der Löwenanteil der Summe dürfte im laufenden zweiten Quartal in der Bilanz auftauchen, für das Analysten laut First Call/Thomson Financial bislang einen Nettogewinn von 1,5 Milliarden Dollar oder 87 Cent pro Aktie erwarten.

Jay Stevens, Analyst bei Buckingham Research, möchte die Ankündigung indes nicht überbewerten. Zwar sei ein Fehlbetrag nach GAAP (Generally Accepted Accounting Principles) denkbar, doch handele es sich hier um "nichtoperative Verluste". Aktienanalysten würden doch eher darauf schauen, ob das Ergebnis abzüglich außergewöhnlicher Belastungen dem Consensus entspreche.

IBM, das im Jahr 2001 die Branchenkrise noch weitgehend getrotzt hatte, hat in diesem Jahr vor allem mit hohen Verlusten im Halbleiter- und Festplattengeschäft und zu viel Personal in anderen Sparten zu kämpfen. Die Abschreibung ist denn auch unter anderem für den Verkauf der Harddisk-Abteilung an Hitachi (Computerwoche online berichtete) und Kapazitäts- und Personalabbau in der Semiconductor Division gedacht.

Steven Milunovich von Merrill Lynch wertet Big Blues Pläne als solides strategisches Vorgehen. Mit der Ablösung von Louis Gerstner an der Konzernspitze durch Samuel Palmisano wiederhole sich gewissermaßen die Geschichte. "Als Gerstner an Bord kam, gab es jede Menge Abschreibungen. Dies ist jetzt ziemlich dasselbe." Der Schritt deute darauf hin, dass IBM das Hardwaregeschäft zugunsten von Software und Services hintanstelle.

IBM steckt gegenwärtig in einer Entlassungsrunde, von der nach Angaben der US-Gewerkschaft Alliance@IBM bislang rund 6800 Arbeitnehmer betroffen sind. Gestern erhielten 1500 Mitarbeiter der insgesamt 20.000-köpfigen Belegschaft im Hableiterbereich ihre Kündigungsschreiben. 950 Mitarbeiter müssen am Standort Burlington, Vermont, gehen. Dort wird im Bereich Aluminium-Halbleiter Überkapazität abgebaut; die Kupfer-Fertigung bleibt aber bestehen. Gleichzeitig teilte Palmisano den US-Beschäftigten mit, der weitaus größte Teil der Entlassungen sei ausgestanden. Außerhalb der Vereinigten Staaten hat IBM bislang nicht offiziell entlassen. Der Armonker Konzern beschäftigte zuletzt 150.000 Mitarbeiter in den USA und rund 320.000 weltweit. (tc)