Harte Devisen winken im "Reich der Mitte":

IBM verstärk Engagement in China

16.11.1984

PEKING (kul) - Zum großen Run auf den DV-Markt In der Volksrepublik China setzt jetzt IBM an. Wurde die Operationsbasis von Big Blue im, Reich der Mitte bisher fast ausschließlich als Ableger der Japan-Tochter gewertet, so erfolgte nunmehr eine Umwandlung in eine eigenständige Gesellschaft.

IBM rechnet allem Anschein nach damit, die Verkaufsaktivitäten in der Volksrepublik stark ankurbeln zu können. So erweiterte der Marktführer seinen Mitarbeiterstab in Peking auf 45 Ingenieure und Marketingexperten. Zu Beginn dieses Jahres waren lediglich sechs IBM-Spezialisten in China tätig. Kommentiert W. Michael Clark, zuständiger IBM-Manager für China: "Inzwischen gibt es hierzulande so viele Möglichkeiten, Geschäfte zu machen, daß wir uns die Chance nicht entgehen lassen dürfen."

Allerdings, so berichtete jetzt das Wall Streek Journal steht der Marktführer mit dieser Erkenntnis nicht alleine da. Eine Reihe anderer Computeranbieter ist sich ebenfalls bewußt, daß die Volksrepublik Erwerb und Weiterentwicklung von High-Technology-Wissen zum "Thema Nummer Eins" erklärt hat. So verstärken beispielsweise Wang und Hewlett-Packard ihre China-Engagements. Auch die Gould Inc. eröffnete kürzlich ein Büro in Peking.

Allerdings erscheint es bei aller Euphorie nicht ratsam, gleich das Kind mit dem Bad auszuschütten. So gibt IBM zu, es sei zwar ziemlich sicher, mit einem expandierenden DV-Markt im "Reich der Mitte" zu rechnen, Es gebe jedoch keinerlei Anhaltspunkte dafür, welche Wachstumsraten realistisch erscheinen könnten. "Wir sind", so IBM-Manager Clark, "froh darüber, daß das Geschäft gut genug geht, um den Einsatz von so vielen Leuten in Peking zu rechtfertigen.

Einschließlich der Mannschaft in Tokio, die im Bedarfsfall immer einspringen kann, sind derzeit 100 IBM-Mitarbeiter in China stationiert. Weitere 65 sind auf Vertragsbasis für Big Blue tätig. Der Hersteller plant ferner, sein Büro in Shanghai zu erweitern und eine weitere Geschäftsstelle einzurichten, die Südchina betreuen soll.

Hauptgrund für IBMs verstärktes China-Engangement ist wohl die Tatsache, daß Behörden und Industrieunternehmen ihr Interesse an modernen Equipment mit barer Münze aufwiegen.