Neues Cell-Blade

IBM verspricht Supercomputing für "jedermann"

14.05.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Mit einem neuen Bladeserver auf Basis der Cell-Chiparchitektur will die IBM erschwingliches HPC (High-Performance Computing) für das Business anbieten.

Der neue Einschub "BladeCenter QS22" arbeitet mit dem Prozessor "PowerXCell 8i". Dabei handelt es sich um eine weiterentwickelte Version des von IBM gemeinsam mit Sony und Toshiba (für die Playstation 3) entwickelten Cell-Chips, die rund fünfmal schneller arbeitet und zudem bis zu 32 GB Hauptspeicher verwaltet. Die Architektur "Cell Broadband Engine" (Cell/B.E.) gruppiert um einen Power-Kern herum weitere spezialisierte Rechenkerne, die bestimmte Aufgaben besonders schnell erledigen können. Als mögliche kommerzielle Einsatzgebiete für die Cell-Blades nennt der Hersteller unter anderem Finanzdienstleistungen, digitale Medien und medizinische Bildverarbeitung.

Ein QS22 kann viele Standard-Server ersetzen.
Ein QS22 kann viele Standard-Server ersetzen.
Foto: IBM

"Der neue Cell-Chip ist bei einigen gängigen finanzmathematischen Berechnungen bis zu 20 Mal schneller als Intels Quad-Cores", bescheinigt der Analyst Dan Old von der Gabriel Consulting Group. "Der wirkliche Vorteil liegt darin, dass man eine Menge Workloads deutlich schneller ablaufen lassen kann als man es für möglich gehalten hätte. Das könnte für einige Firmen tatsächlich das Spiel verändern." Mit dem neuen System könnten IT-Manager Projekte inhouse mit erheblich weniger Hardware betreiben. "Wenn Sie derzeit 20 Intel- oder AMD-basierende Systeme nutzen, könnten Sie die durch eines dieser Blades ersetzen - das ist schon ein Unterschied."

IBM selbst verbaut die Cell-Blades auch in dem neuen "Roadrunner"-Supercomputer, den der Konzern gerade für das Los Alamos National Laboratory aufbaut. Die Maschine soll damit genug Rechenleistung bekommen, um die Petaflop-Schallmauer zu durchbrechen, wenn sie später in diesem Monat voll getestet wird.

Jetzt sind die neuen Blades erstmals auch kommerziell erhältlich. Laut Old sind sie für Supercomputer oder große Firmenrechenzentren konzipiert. Betreiben lassen sie sich in "Monokultur" oder auch gemeinsam mit Intel- und AMD-basierenden BladeCenter-Einschüben.

Als Betriebssystem nutzt das BladeCenter QS22 Red Hat Enterprise Linux, für die Entwicklung kommt das Open-Source-Framework Eclipse zum Einsatz. Flankierend hat IBM eine ausführliche technische Dokumentation für Cell/B.E. sowie ein Upgrade für sein SDK (Software Development Kit) for Multicore Acceleration v3 veröffentlicht. Letzteres ist ab sofort zu haben, die Cell-Blade-Hardware bietet der Konzern ab Anfang Juni an.