IBM verschärft den Sparkurs

19.04.2005
Nach enttäuschenden Zahlen im ersten Quartal plant der IT-Konzern Restrukturierungsmaßnahmen.

Mark Loughridge, IBMs Chief Financial Officer, machte aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: "Dieses Quartal hat sich nicht so entwickelt, wie wir es erwartet hatten." Damit beschrieb er zugleich die Einschätzung der maßgeblichen Finanzanalysten. Mit 1,4 Milliarden Dollar oder 85 Cent pro Aktie steigerte Big Blue zwar den Gewinn gegenüber dem Vorjahresquartal um 2,9 Prozent. Doch die Analysten hatten mit 90 Cent deutlich mehr erwartet. Das gilt auch für den Umsatz, der sich um 3,3 Prozent auf 22,9 Milliarden Dollar verbesserte. Rechnet man Wechselkursveränderungen heraus, ergibt sich ein magerer Zuwachs von nur einem Prozent.

Nach Bekanntgabe der Zahlen sank der IBM-Aktienkurs am Freitag letzter Woche um mehr als acht Prozent. Weil der weltgrößte IT-Konzern mit seinem breiten Portfolio vielen als Branchenbarometer gilt, war schnell von einer Wachstumsdelle im gesamten ITK-Markt die Rede. Die ebenfalls schwachen Quartalsergebnisse anderer Schwergewichte, darunter Sun Microsystems, Unisys und Siebel, verstärkten diese Tendenz.

Mit dem Hinweis auf gestiegene Pensionskosten versuchte Loughridge, die Zahlen zu relativieren. Ohne diesen Posten hätte der Gewinn pro Aktie nach seinen Angaben um 20 Prozent zugelegt. Doch der CFO räumte auch Probleme im operativen Geschäft ein. So habe man insbesondere kurzfristige Serviceverträge, die als besonders profitabel gelten, gegen Ende des Quartals nicht im erwarteten Umfang abschließen können. Insgesamt verzeichnete die Dienstleistungssparte IBM Global Services, die mehr als die Hälfte der Konzerneinnahmen beisteuert, einen Umsatzanstieg um sechs Prozent auf 11,7 Milliarden Dollar. Ohne Berücksichtigung von Wechselkursveränderungen liegt die Wachstumsrate bei drei Prozent.

Enttäuschend für IBM verlief vor allem das Hardwaregeschäft. Die Umsätze stagnierten mit 6,7 Milliarden Dollar auf Höhe des Vorjahresquartals. Insbesondere das margenstarke Geschäft mit "Z-Series"-Großrechnern brach um 16 Prozent ein. Die PC-Sparte, die IBM an die chinesische Lenovo Group verkauft, meldete einen Umsatzrückgang um drei Prozent. Auch die Software Group entwickelte sich mit einem Umsatzanstieg von zwei Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar verhalten.

IBM reagiert auf die Ergebnisse mit breit angelegten Restrukturierungsmaßnahmen, wie Loughridge etwas vage formulierte. Details würden innerhalb der kommenden drei Monate bekannt gegeben. Entsprechende Schritte habe man bereits in die Wege geleitet; nach den jüngsten Entwicklungen würden die Bemühungen noch verstärkt. Bereits in der zweiten Jahreshälfte sollen sie sich in der Bilanz auswirken.

Betroffen davon sind offenbar vorwiegend westeuropäische Standorte. Die Regionen Deutschland, Frankreich und Italien schnitten in den vergangenen drei Monaten besonders schlecht ab. Arbeitnehmervertreter fürchten konzernweit den Verlust von bis zu 8000 Arbeitsplätzen, eine Zahl, die IBM nicht bestätigte. Laut internen Quellen ist das Unternehmen dabei, in großem Umfang Serviceaufgaben nach Osteuropa zu verlagern. Bekannt ist bereits, dass die zur IBM Business Services GmbH gehörenden Standorte in Hannover und Schweinfurt geschlossen werden. Dort sind laut Unternehmensangaben 580 Mitarbeiter beschäftigt.

In Schweden will der Hersteller fünf Niederlassungen schließen und 538 Mitarbeiter nach Hause schicken. Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften laufen. IBM hatte dort mit dem schwedischen Versicherungsunternehmen Skandia Insurance Company einen wichtigen Kunden verloren. Unbestätigten Meldungen zufolge plant IBM auch in Frankreich einen größeren Stellenabbau.

Loughridge vermied es, einen Ausblick auf die Geschäftsergebnisse des laufenden zweiten Quartals zu geben. Die Erwartungen der Finanzanalysten für die zweite Jahreshälfte nannte er vernünftig. Angesichts niedrigerer Umsätze werde IBM die Finanzziele allerdings eher mittels verstärkter Sparbemühungen verfolgen. (wh)