SAP fordert offene Diskussion zu Funketiketten und Datenschutz

IBM und HP investieren massiv in RFID

01.10.2004
MÜNCHEN (CW) - IBM und Hewlett-Packard investieren dreistellige Millionenbeträge in die Entwicklung von RFID-Technik. SAP gibt sich derweil beeindruckt von Datenschützerbedenken und fordert zum offenen Diskurs über die Barcode-Nachfolgetechnik auf.

Mit IBM und HP haben zwei große IT-Hersteller erhebliche Investitionen in die Entwicklung von RFID-Produkten (Radio Frequency Identification) und -Dienstleistungen angekündigt. Big Blue macht in den kommenden fünf Jahren eine Viertelmillion Dollar für die Entwicklung von Sensornetzen locker und will dazu eine neue Sparte gründen, in der 1000 Mitarbeiter tätig sind.

Kontinuierliche Sichtbarkeit

"Wir bewegen uns weg von häppchenweisen Informationen über betriebliche Prozesse hin zu kontinuierlicher Sichtbarkeit", erklärte Gary Cohen, General Manager von IBMs Pervasive Computing Group. Firmen wie Big Blue müssen aus Sicht von Forrester-Analyst Navi Radjou RFID-Roadmaps offerieren, die eine schrittweise Einführung der neuen Technik ermöglichen. "Die Leute werden keine Big-Bang-Implementierungen vornehmen", warnte der Experte.

HP seinerseits will in den kommenden fünf Jahren 150 Millionen Dollar in RFID-Technik investieren, um sich für große Kunden wie Wal-Mart oder Best Buy interessant zu machen. Dazu kooperiert der Konzern mit der Softwarefirma OAT Systems und dem Beratungsunternehmen Bearingpoint. Letzteres soll bei Kundenprojekten helfen, die Software von OAT Systems soll HPs eigenes Portfolio ergänzen. Finanzielle Details der Kooperationen wurden nicht veröffentlicht. Die OAT-Ssystems-Software wird auch der britische Handelsriese Tesco für ein RFID-Netz in mehr als 2000 Filialen einsetzen.

Die SAP kommt mit ihrer betriebswirtschaftlichen Standardsoftware ebenfalls nicht um das Thema RFID herum. Sie weiß aber um die Bedenken von Datenschützern, wie sie etwa der Bielefelder FoeBuD (Verein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs) e.V. immer wieder im Zusammenhang mit dem "Future Store" der Metro artikuliert und organisiert hat. SAP ruft daher publikumswirksam zu einer öffentlichen Diskussion über Vorteile und Auswirkungen von RFID auf und hat dazu Anfang der Woche eine Podiumsdiskussion in seiner Berliner Zweigstelle veranstaltet.

"SAP möchte ein Umfeld aus Wissen und Vertrauen schaffen, in dem RFID auf eine verantwortungsvolle Weise genutzt wird", erklärte Vorstandsmitglied Claus Heinrich. Neben weiteren öffentlichen Diskussionen will der Konzern als Teil seiner RFID-Initiative ein Internet-Forum zum Thema einrichten, wo Kunden, Partner, Lieferanten und alle interessierten Gruppen sich informieren können. (tc)