IBM und die neuen Zwerge

09.09.1977

MÜNCHEN (pi) - Bestand der Markt für Großrechner noch vor wenigen Jahren fast ausschließlich aus "IBM und den sieben Zwergen NCR, Burroughs, Sperry Univac, Honeywell, Control Data, Digital Equipment und ICL" - so das US-Magazin "The Economist"-, brachten in den beiden vergangenen Jahren aggressive Newcomer Leben in die "EDV-Szene".

Zu einem altvertrauten Namen im Business ist solcherart Amdahl geworden: Erst 1975 gegründet, besitzt das Unternehmen heute "bereits 14 Prozent der Aufträge für Großrechner in den USA" (The Economist). Amdahl deckt mit seinen IBM-kompatiblen Maschinen den gesamten oberen 370-Leistungsbereich ab. Hauptverkaufsargument: Mehr Leistung zu gleichem Preis.

Die Firma Itel bietet seit 1976 IBM-kompatible Rechner im mittleren 370Bereich an. "Bei gleicher Leistung zahlt der Kunde nur zirka 60 Prozent des IBM-Listenpreises", so das Itel-Verkaufsargument. Dritter im Bunde ist die Control Data Corporation, die mit den kürzlich angekündigten, voll IBM-kompatiblen Systemen Omega 480-I/II den unteren 370-Leistungsbereich (135 bis 148) abdeckt.

Sowohl Amdahl als auch Itel arbeiten mit japanischen Unternehmen wie Fujitsu und Hitachi zusammen, "die durch rasante Fortschritte in der Schaltkreistechnologie von sich reden machten", so der "Economist". Darüber hinaus haben fünf japanische Unternehmen ein von der Regierung gefördertes Konsortium mit dem Ziel gebildet, völlig neue Schaltkreise zu entwickeln. Mit ihnen soll es möglich sein, Computersysteme zu bauen, deren Leistungsfähigkeit die der IBM 370-Rechner um das Hundertfache übersteigt. Welche Bedeutung die Japaner diesem Projekt beimessen, zeigt ihr finanzielles Engagement: Laut "Economist" beträgt das "Konsortiums-Budget" rund eine Milliarde Dollar.

Wird IBM (wohl oder übel) zukünftig seine Geschäftstaktiken ändern? Bisher begnügte sich der Marktführer damit, die Preise für Produkte zu senken, die auch von Konkurrenten, den Mixed-Hardware-Anbietern, hergestellt werden und gleichzeitig die Preise für andere Teile zu erhöhen. Da heute komplette IBM-Systeme nachgebaut werden, führt diese Strategie nicht mehr unbedingt zum Ziel.