IBM und Compaq als Tabellenfuehrer Das Pingpong der Hersteller mit den PC-Preisen geht weiter

02.09.1994

MUENCHEN (kk) - Raus aus dem Sommerloch, rein in den PC-Abverkauf. Volle Lager, der Kampf um Marktanteile und sinkende Komponentenkosten lassen die Rechnerpreise ins Bodenlose fallen. PC-Herstellern steht ein heisser Herbst ins Haus.

Die CW-Nachrichten in den vergangenen vier Wochen waren eindeutig: Toshiba macht mobile PCs um bis zu 16 Prozent billiger, Dell senkt Power-Edge-SP- und XE-Systeme um durchschnittlich 23 Prozent, die Firma Mitac reduziert die Preise fuer ihre PCs um 20 Prozent, bei Escom sind Pentium-Rechner fuer nicht einmal 4000 Mark zu haben, Compaq korrigiert die Preisliste fuer Prosignia- und Proliant- Systeme um 17 beziehungsweise 18 Prozent nach unten. Dazu passt, dass Intel im August die Pentiums mit 60 und 66 Megahertz um 28 (!) und 18 Prozent verbilligen will, nachdem bereits einen Monat zuvor ein Abschlag von sechs Prozent vorgenommen wurde.

Da will sich die IBM nicht lumpen lassen. PS/2, Modell 56, 57, 76 und 77 werden fuer den Kaeufer um 15 Prozent billiger. Aber damit nicht genug: Das "Wall Street Journal" berichtet in seiner Ausgabe vom 24. August ueber weitere drastische Preisabschlaege fuer die meisten IBM-PCs. Bis zu 27 Prozent - durchschnittlich 22 Prozent - sollen die Preise gesenkt werden, um dem Mitbewerber Compaq so Kaeufer abzuziehen.

Die Massnahme war nach Aussagen von IBM-Manager Bruce Claflin im Zuge der Ueberarbeitung der gesamten PC-Linie vorgesehen, der Zeitpunkt allerdings muss als Reaktion auf Compaqs Preiskuerzungen um bis zu 22 Prozent aus der Woche zuvor gewertet werden.

Nun spekulieren Analysten, dass die neue Nummer eins im PC-Geschaeft den schwarzen Peter zurueckgeben und PCs nochmals verbilligen koennte, was wiederum eine IBM-Reaktion herausfordern wuerde. "Wir erlauben keinem Konkurrenten einen nennenswerten Preisunterschied," so IBM-Mann Claflin. Ausgenommen von der Schlacht sind das Notebook Thinkpad 750C und die PS/1-Linie fuer Heimanwender, fuer die Lieferzeiten bestehen.

Gerstners PC-Division, die ein turbulentes Jahr hinter sich hat, koennten bei diesem Rennen allerdings die Schuhbaender aufgehen. Die Auslieferung von IBM-PCs sank im zweiten Quartal um 29 Prozent, waehrend die Zahlen der drei schaerfsten Rivalen deutlich nach oben tendierten. Die Bruttogewinnspanne im PC-Geschaeft von IBM, vermutet das "Wall Street Journal", liegt um ein Drittel unter der der Pfeiffer-Firma, die behauptet, am kostenguenstigsten ueberhaupt zu produzieren. Gewinne, so schaetzen Analysten, erwirtschaftet IBM in diesem Bereich nicht.