IBM und Apple forcieren schnellen PCI-Bus Motorola schliesst die Luecken in der Power-PC-Architektur

02.09.1994

MUENCHEN (kk) - Zwei Vertreter der Power-PC-Gemeinde, IBM und Apple, versuchen, den PCI-Bus doppelt so schnell zu machen. Waehrend Motorola kuerzlich mit dem "MPC105" eine PCI-Bridge mit integriertem Memory-Controller und den gaengigen Leistungswerten vorstellte, streben die beiden Systemhersteller Apple und IBM moeglicherweise nach Hoeherem.

Wie die CW-Schwesterpublikation "Infoworld" meldet, liegt der Vorschlag der beiden, die Geschwindigkeit des Peripherie-Busses von 33 auf 66 Megahertz zu erhoehen, bereits der PCI Special Interest Group (PCI SIG) zur Pruefung vor. An der Entwicklung waren dem Blatt zufolge neben IBM und Apple noch Sun Microsystems, Intel und AMD beteiligt.

Spekuliert wird derzeit, ob IBM und Apple das schnelle Bus-System in ihren zukuenftigen Power-PC-Rechnern implementieren werden, die fuer den Herbst geplant sind. Beide Firmen bieten bislang noch keine PCI-Systeme an. Auf der Macworld-Messe in Boston zeigten Apple-Vertreter hinter verschlossenen Tueren erste Muster der neuen PCI-Systeme - ohne Angabe ueber die Taktfrequenz -, die aber erst 1995 in die Laeden kommen werden; die fuer Herbst 1994 geplanten Rechner sollen wie bisher mit dem Nubus arbeiten.

Intel bleibt bei 33 Megahertz

Alle an der Entwicklung beteiligten Firmen verweigern derzeit naehere Auskuenfte ueber das Projekt. Von Intel, dem Erfinder der urspruenglichen PCI-Technik, war nur zu erfahren, dass man fuer die naechsten zwoelf bis 18 Monate keine Plaene mit dem leistungsfaehigeren PCI-Bus habe.

Wie die "Infoworld" unter Bezug auf Insiderquellen meldet, sind viele der populaersten Intel-Chips auf eine externe Bus- Geschwindigkeit von 33 Megahertz ausgelegt, so dass ein schnelleres Bus-System sinnlos waere. Denkbar waere aber, so vermuten Eingeweihte, dass beide DV-Hersteller eine Dual-speed-Architektur verwenden koennten, die Karten mit jeder Geschwindigkeit akzeptieren wuerde.

Von der Weiterentwicklung duerften Power-PC-Rechner am meisten profitieren. Apple-Verantwortliche gaben die Zusage, dass in den zukuenftigen Power-Macs PCI-Karten aus Intel-Rechnern ohne Modifikation zu verwenden waeren. Per Software liessen sich die Karten fuer die neuen Rechner nutzbar machen. Denkbar ist demnach, dass damit auch die Taktfrequenz der PCI-Karte zu regeln sei.

Entwicklungssystem und PCI-Bridge fuer Power-PC

Das Blatt zitiert eine Informationsquelle mit der Aussage, dass Apple und IBM den PCI-Bus mit 66 Megahertz Taktfrequenz in jedem Fall weiterentwickeln und auf den Markt bringen werden, auch im Falle einer Ablehnung durch das PCI SIG.

Vertreter von Motorola - ebenfalls Mitglied in diesem Konsortium - bestaetigten auf Anfrage, dass der Vorschlag eingebracht wurde, konnten aber keine Auskunft ueber den Stand der Verhandlungen geben. Der Bauteilegigant und Mitentwickler der Power-PC- Architektur begann unterdessen mit der Produktion einer PCI-Bridge mit integriertem Memory-Controller. Die Ein-Chip-Implementierung soll mit den Prozessoren Power-PC 601, 603 und dem zukuenftigen 604 zusammenarbeiten.

Der MPC105 verbindet ueber vier Schnittstellen den Mikroprozessor, den Speicher, den Sekundaerspeicher (Second Level Cache) und die PCI-Peripherie. Das Interface-Modul unterstuetzt einen 32-Bit- Adressbus, der mit 20 und 33 Megahertz arbeiten kann. Die Daten- Bus-Breite zur Peripheriekarte betraegt 32 oder 64 Bit.

Der Baustein ist in 0,5-Mikron-Technik mit Vier-Lagen- Metallisierung gefertigt und erfuellt die Spezifikationen der Power-PC-Referenz-Plattform (Prep). Er soll ab dem vierten Quartal 1994 lieferbar sein, Preise stehen noch nicht fest.

Motorola nutzte die Ankuendigung der PCI-Bridge auch zur Vorstellung der bereits vor vier Wochen angekuendigten Power-PC- Hauptplatinen fuer PCs. Ab Oktober will der Geschaeftsbereich Computersysteme in Hamburg die beiden Serien "Ultra" und "Atlas" jeweils mit dem Power-PC 603 anbieten. Fuer beide Produktreihen soll ab November die neue CPU 604 verfuegbar sein. Derzeit veranschlagen die Motorola-Manager Einzelpreise von knapp 2500 Dollar fuer das Ultra-Board mit 603- und 3000 Dollar mit 604-CPU. Die Atlas-Serie liegt immer 300 Dollar darunter. Mit einem Entwicklerprogramm forciert Motorola die Power-PC-Plattform. Zu haben sind ein Evaluierungs- und Fertigungs-Kit- sowie ein Demosystem.

Daytona und Echtzeitbetriebssysteme

Was die Software angeht, so portiert Motorola zusammen mit Microsoft Windows NT auf den Power-PC. Bereits in diesem Herbst soll das Projekt abgeschlossen sein. Das Betriebssystem wird dann unter dem Namen "Daytona" als Windows NT 3.5 fuer Power-PC auf den Markt kommen. Daytona soll auf dem Win32-Interface beruhen, das auch die Basis fuer den NT-Nachfolger "Chicago" bildet (Siehe auch in dieser Ausgabe, Seite 13: "Win32s - Der Stein der Weisen?"). Der Chiphersteller hat durch seine VME-Bus-Aktivitaeten auch mit Echtzeit-Betriebssystemen zu tun, die nach Aussage von Hermann Lagreze, Manager Strategic Accounts der Motorola Computer Group, bereits alle auf den Power-PC portiert sind oder gerade umgestellt werden. Die Skalierbarkeit dieser CPU erlaube den Einsatz in allen Leistungsklassen bis hin zum Supercomputer, und dies werde von den Herstellern auch akzeptiert, wie das Beispiel Parsytec beweise.