Domino mit und ohne Websphere

IBM trimmt Tochter Lotus auf E-Business-Kurs

02.11.2001
ISMANING (fn) - IBM bindet ihre Tochter Lotus nicht nur organisatorisch, sondern auch produkttechnisch fester an sich. Einerseits soll es zwar weiterhin Domino und Notes als eigenständige Produkte geben. Gleichwohl will Big Blue diese und andere Lotus-Programme aber eng mit dem Applikations-Server "Websphere" und dem Datenbanksystem DB2 verzahnen.

Erst kürzlich stellte IBM das Lotus-Produkt "K-Station" ein und sorgte bei Anwendern für Unruhe. Dessen Funktionen wurden in den "Websphere Portal Server" integriert, der auf dem Applikations-Server Websphere läuft. Damit wollte Big Blue sein Portfolie an Portalprodukten konsolidieren. Zudem gab Lotus den eigenen Web-Server auf und nutzt nun die HTTP-Engine von Websphere. Doch diese Maßnahmen stellten keineswegs die Zukunft des Kernprodukts von Lotus, den Groupware-Server, in Frage, betont Hans-Peter Bauer, Director Lotus Central Europe: "Der Server-Software fällt innerhalb der IBM Software Group die Rolle der Messaging- und Groupware-Komponente zu, und daran wird sich auch nicht ändern." Allerdings sollen Lotus-Produkte unabhängiger von der Domino-Plattform werden. Bei einigen Erzeugnissen ist dies bereits Realität. So laufen die Instant-Messaging-Software "Lotus Sametime" sowie die Teamarbeitsplattform "Quickplace" als Module in der E-Commerce-Lösung "Websphere Commerce Suite", ohne dass der Anwender dazu einen Domino-Server installieren muss. Ebenso setzen die E-Learning-Anwendung "Learningspace" sowie "Lotus Workflow" keinen Groupware-Server voraus. Bei Letzterem schlägt sich die Unabhängigkeit nun auch in der Namensgebung nieder, denn bisher hieß das Produkt noch "Domino Workflow".

IBM unternimmt einiges, um Kunden für seinen Applikations-Server Websphere zu begeistern. Dieser verfügt über eine Reihe von Integrationskomponenten ("Portlets"), mit denen sich Backend-Systeme wie SAP R/3 einbinden lassen, um E-Business-Anwendungen zu realisieren. Solche Portlets liefert Big Blue auch für Lotus Domino und die Knowledge-Management-Software "Lotus Discovery Server" aus. Anwender sollen so in die Lage versetzt werden, bestehende Groupware-Installationen in firmeneigene Portale auf Websphere-Basis einzubinden. Das nächste Notes/Domino-Release (Codename "Rnext"), für das Lotus noch keinen Freigabetermin nennt, soll zusätzliche Funktionen für das Zusammenspiel mit Websphere, der Datenbank DB2 sowie der System-Management-Plattrom "Tivoli" enthalten.

Doch obwohl IBM seinen Applikations-Server als Schaltstelle in der Unternehmens-IT propagiert, kann der Anwender Domino weiterhin auch unabhängig von Websphere betreiben, versichert Bauer. In Sachen Client-Software verfolgt Lotus eine dreistufige Strategie. Der klassische Notes-Client richtet sich an Nutzer, die Domino-Anwendungen bedienen müssen. Eine Alternative dazu ist "Inotes Web Access", eine Browser-basierte, auf E-Mail- und Kalenderfunktionen spezialisierte Alternative zum nativen Client. Durch die mitgelieferten "Domino Off-Line Services" (Dols) haben Benutzer dabei auch ohne Netzverbindung Zugriff auf Mails und Termine. Um mit Inotes auch bestehende Domino-Anwendungen bedienen zu können, müssen diese Web-fähig gemacht werden. Der Browser-basierte Client bietet einen weiteren Vorteil: Anwender können sich die aufwändige Softwareverteilung sparen. Nach den Worten Bauers nimmt bei manchen Kunden ein Release-Wechsel auf 150 000 Client-PCs bis zu neun Monate in Anspruch. Eine Abwandlung von Inotes namens "Inotes Access für Microsoft Outlook" bietet dem User die Möglichkeit, das Frontend-Programm von Microsoft zum Zugriff auf Domino zu nutzen. Dritter Baustein ist "Mobile Notes" für Anwender mobiler Endgeräte wie PDAs und Handys.

Zudem will Lotus an "Lotusscript" festhalten, und zwar auf Kundenwunsch, wie Bauer betont. Viele Anwender hätten eigene Software mit der Programmiersprache entwickelt. Außerdem sei die Script-Sprache ideal für das Schreiben kleiner Anwendungen geeignet. Generell setzt Lotus allerdings auf eine einheitliche, Java-basierte Entwicklungsumgebung.