Viavoice kommt in Toolkits für Entwickler

IBM trägt Spracherkennung vom PC auf Server und Appliances

07.07.2000
MÜNCHEN (CW) - "Via Voice", das Spracherkennungssystem von IBM, wird auf Server-typische Betriebssysteme portiert, und es wird Toolkits zur Entwicklung von E-Business-orientierten Anwendungen, auch für Kleinstsysteme, geben.

Nachdem Viavoice nun rund vier Jahre auf dem Markt ist, soll das Spracherkennungssystem nicht länger nur ein "Me-too"-Produkt für PCs bleiben. IBM setzt darauf, dass Sprache sich für die Bedienung von Kleinsystemen wie Handys und "wearable" PCs durchsetzen wird. Deren logische Verlängerung sind wiederum Server, die deshalb ihrerseits Anwendungen benötigen, die sich per gesprochener Sprache bedienen lassen.

"Softwareentwickler und große Unternehmen brauchen eine Plattform und ein Toolset, um Voice-Anwendungen herstellen zu können", erklärt "Ozzie" Osborne. IBMs General Manager Voice Systems positioniert die Viavoice-Technologie in ihrer jetzigen Erweiterung ausdrücklich als "Framework" für andere Lösungsanbieter.

IBM versucht, das Viavoice-System zu einem Industriestandard zu machen, indem es die Entwicklung künftiger sprachgesteuerter Anwendungen vereinfacht und sich dadurch die Gefolgschaft anderer IT-Anbieter sichern soll. Big Blue präsentiert dafür auf einen Schlag sieben Produkte, die die Voice-Applikations-Entwicklung besonders für Server erleichtern.

Allen voran stellt IBM den "Websphere Voice Server", der den Einsatz von Sprachanwendungen erlaubt, die auf Voice-XML beruhen. Bei dieser XML-Form handelt es sich um eine Ergänzung zum Wireless Application Protocol (WAP), wodurch sich Viavoice auch für Sprachanwendungen im mobilen Internet anbieten würde. Ein Softwareentwicklungs-Kit Websphere Voice Server steht zum kostenlosen Abruf auf der IBM-Site www.alphaworks.com bereit.

Besonders wichtig könnte "Embedded Voice Multiplatform Edition" werden. Dabei handelt es sich um ein Java-Standards folgendes Toolset zur Erstellung sprachfähiger Mobillösungen für mobile Geräte. IBM liefert damit den Herstellern von Handys, Palmtops, PDAs, Autonavigationssystemen etc. eine Grundlage, tastaturlose Bedienung in die Anwendungschips künftiger multifunktionaler Kleingeräte zu brennen. Das Set besteht aus Software-Development- und Runtime-Kits. Man kann es von der Website www.ibm.com/software/voice herunterladen.

Das dritte Angebot im Paket entspricht nicht nur der Linux-Orientierung von IBM, sondern zeigt auch eine Erwartung an, in welche Richtung sich Embedded-Applikationen und Server für Internet-basierte Anwendungen entwickeln werden: Mit "Viavoice Dictation for Linux" gibt es jetzt das erste kommerzielle Spracherkennungssystem für das Open-Source-Betriebssystem. Es ist für rund 60 Dollar, momentan noch ausschließlich in einer amerikanischen Version, von der Site http://commerce.www.ibm.com abrufbar.

Drei der neuen Voice-Produkte erweitern IBMs Call-Center-Plattform "Direct Talk". So gibt es jetzt eine Viavoice-basierende Spracherkennung für AIX-Umgebungen. Sie versteht Anrufer in amerikanischer, englischer, französischer und deutscher Sprache. Ein "Text-to-Speech"-Modul für AIX wandelt Geschriebenes in Gesprochenes um und kann so die bisher aufgenommenen Ansagen ersetzen oder ergänzen. In beiden Fällen richten sich die Preise nach Größe des Vokabulars und der individuellen Implementierung.

Ohne Aufpreis wird mit Direct Talk künftig "Direct Talk Beans for Java" vertrieben. Die Erweiterung ermöglicht es, Call-Center-Anwendungen auf der Basis von Java-Standards zu entwickeln, die auch für den Aufbau von Web-Applikationen genutzt werden.

Mit dem letzten Produkt, der Version 6.3 von "Callpath Enterprise Foundation", zeigt die IBM an, dass sie Spracherkennung als notwendigen Bestandteil Internet-fähiger ERP- und CRM-Systeme betrachtet. Das neue Release ist mit Siebels E-Business-Applikationen integriert und soll den Kundenservice im Call-Center verbessern. Dass jetzt die Spracherkennung für Telefonate mit der Kundendatenbank verknüpft wurde, ist Auftakt eines Partnerschaftsvertrages mit Siebel.

Weitere Partnerschaften begleiten die IBM-Offensive. Mit General Magic, einem Anbieter sprachgesteuerter Anwender-Schnittstellen, möchte man dessen Voice-XML-basierte "Magictalk"-Kommunikationsplattform in Direct Talk und den Websphere Voice Server integrieren. Luminant Worldwide Communications wird sein Angebot von E-Business-Lösungen um die Voice-Technologie von IBM erweitern.