Corba rückt ins Zentrum von Big Blues Middleware-Strategie

IBM-Tool integriert Mainframe-Technik

23.05.1997

Mit Hilfe von CB-Connector und einem entsprechenden Toolset sollen Entwickler in die Lage versetzt werden, Middleware-Programme zu schreiben, die Transaktionen - etwa des CICS-Systems oder der IMS-Großrechnerdatenbank - in objektorientierte Komponenten verwandeln, die sich dann in verteilte Anwendungen integrieren lassen. Der Preis steht zwar noch nicht fest, soll sich aber irgendwo zwischen 1000 und 3000 Dollar bewegen.

"Wir müssen in der Lage sein, unsere /390-Großrechner mit der gesamten DV-Palette vom Transaktionssystem bis hin zum Windows-NT-Client zu verbinden. Aus dieser Sicht war der Middleware-Markt für uns in den vergangenen Jahren ein absoluter Flop", macht Jens Hanker, Senior Vice-President der Schweizer Bank die Bedeutung der IBM-Werkzeuge klar. Aus diesem Grund hat sein Unternehmen auch schon zugegriffen. Dort soll der CB-Connector mehrere Millionen Transaktionen täglich zur jeweils richtigen Datenbank durchstellen. Erschwert wird diese Aufgabe noch dadurch, daß die Bank aus Sicherheitsgründen zwei Systeme nebeneinander benutzt. Beim schwedischen Autohersteller Volvo soll CB-Connector eingesetzt werden, um die Zulieferer über ein Extranet an die Unternehmens-DV anzubinden.

Zustimmung kommt aber nicht nur von IBM-Kunden. "Das ist genau das, was der Markt braucht", äußert sich Colin Newman, Marketing-Chef von Iona Technologies, einem Unternehmen, das mit "Orbix" eine andere Corba-Implementierung als Big Blue vermarktet.

Freundliche Worte fanden auch die Vertreter von Oracle, die unter der Code-Bezeichnung "Sedona" an einer ähnlichen Technik arbeiten. "Wir kooperieren mit der IBM und werden dafür sorgen, daß unsere beiden Systeme zusammenarbeiten können", versprach Chefprojekt-Manager Andy Simmons.

Simmons machte auch den Grund für die ungewöhnliche Einigkeit deutlich: "Es kommt darauf an, einen Erfolg von Microsofts Distributed Component Model (DCOM) zu verhindern." Konkret geht es dabei vor allem um das Transaktionssystem "Falcon" und die Messaging-Middleware "Viper".

In bezug auf diese beiden schon lange vor der Fertigstellung beworbenen Projekte klassifizierte Steven Mills, IBMs General Manager für Softwarelösungen, den Middleware-Markt als "Welt der Lügen, Verdrehungen und der Kundenverachtung".

DIE ARCHITEKTUR

CB-Connector beruht im wesentlichen auf dem Distributed System Object Model (DSOM), der IBM-Implementation des herstellerübergreifenden Objekt-Standards Common Object Request Broker Architecture (Corba) und auf der damit gekoppelten Internet-Middleware Internet Inter-ORB (IIOB). Hinzu kommen eine Reihe von Services des Corba-Konsortiums OMG für Sicherheit, Transaktionen und Verzeichnisdienste. Diese Basistechnik wurde um Verbindungen zu CICS und IBMs Messaging-System "MQ-Series" erweitert. Als Programmiersprachen kommen Java und C++ in Frage, als Komponenten-Architekturen sind die IBM-eignen "Javabeans", aber auch Microsofts "Active X" vorgesehen.