User als "Kiebitz" im Entwicklungszentrum von Big Blue:

IBM stutzt MVS als PC-Version zurecht

16.05.1986

LONDON (CWN) - Gerüchte um die Strategien der IBM: Der Branchenriese hat angeblich eine Version seines Mainframe-Betriebssystems MVS entwickelt, das auch auf Personalcomputern läuft, heißt es aus Großbritannien.

Des Lee, Datenverarbeitungsfachmann bei Lloyds in London, erklärte, er habe die "gestutzte" MVS-Variante im IBM-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Poughkeepsie, New York, gesehen. Allerdings frage er sich, was Big Blue mit der Errungenschaft derzeit anfangen wolle. Möglicherweise wolle der Marktführer lediglich die Fähigkeiten seines PC demonstrieren.

Einige US-Analysten sind da anderer Meinung. Vor zwei Monaten hatte die IBM die Entwicklung des 32-Bit-Prozessors Micro370 angekündigt, der die Mainframe-Architektur nachvollziehen kann. Mit Blick auf diese Novität erscheine diese MVS-Version durchaus als sinnvoll.

Experten aus der Industrie versprechen sich neue Optionen von einem Mainframe-Betriebssystem, das in einer Mikro-Umgebung läuft. So könnten dann beispielsweise Mikrocomputer für die Entwicklung von Mainframe-MVS-Applikationen eingesetzt werden.

IBM-Gepflogenheiten entsprechend, enthält sich Big Blue sowohl in den USA als auch in der Bundesrepublik jeden Kommentars über ihre Geschäftspolitik. Doch Des Lee verweist auf den PC 370, auf dem zeitweise CMS gelaufen sei, mit dem Hinweis, daß dieses Unterfangen eher glücklos vonstatten ging.