Nach mehreren Fehlschlägen im Diversifizierungsprogramm:

IBM stoppt zwei Beteiligungsunternehmen

16.01.1987

ARMONK (CW) - Der blaue Riese beginnt das neue Jahr mit einer Fastenkur. Erst platzte das Joint-venture mit Merrill-Lynch auf dem Brokermarkt, dann schlug der Tochtergesellschaft IBM Instruments Inc., die Analysegeräte für Labors vertreibt, das letzte Stündchen.

Schon vor Silvester hatte es die ersten Informationen darüber gegeben, daß die International Marketnet (Imnet), ein Gemeinschaftsunternehmen der IBM mit dem Investmenthaus Merrill-Lynch & Co., Ende März dichtmachen werde. Die Partner seien zu dem Schluß gekommen, hieß es dann offiziell, das erst vor zwei Jahren gegründete Venture sei finanziell doch nicht lebensfähig.

Probleme mit dem Finanzinformationsdienst Imnet hatte es auf beiden Seiten gegeben. Merrill-Lynch litt darunter, daß die meisten Börsenmakler nicht begeistert waren von der Idee, die für ihr Geschäft lebensnotwendigen Daten ausgerechnet von einem Mitbewerber zu beziehen. Dieses Problem ist allerdings heute nicht mehr relevant, da der letzte große unabhängige Mitbewerber, Quotron Systems, inzwischen von der Großbank Citicorp geschluckt wurde.

Seitens der IBM trug zum Mißerfolg vor allem bei, daß sie zur Nutzung des Dienstes eine Kombination aus Hard- und Software angeboten hatte, die den potentiellen Anwendern wie der Konkurrenz als hoffnungslos überdimensioniert und dementsprechend überteuert erschien.

So diente ein Computer der Serie /1 als Netzrechner; als Endgerät sollte ursprünglich der 3270 PC installiert werden. Nach einem Jahr, so der Newsletter "Computergram", habe Imnet dann den Plan verworfen und auf den normalen PC zurückgegriffen. Zudem hatte man ständig mit Pannen, Verzögerungen und Kostenüberschreitungen zu kämpfen. Jetzt wurde die Vermarktung mit sofortiger Wirkung gestoppt; das Unternehmen schließt zum Quartalsende.

Hintertür zu den Labors wird im Juni geschlossen

Innerhalb der nächsten sechs Monate soll sich überdies noch die IBM Instruments Inc. vom Markt zurückziehen. Die Tochtergesellschaft, die Analyseinstrumente vermarktet, hatten die Armonker 1980 mit der Absicht gegründet, durch diese Hintertür in die Laboratorien, sprich: in den technisch-wissenschaftlichen Markt, einzudringen. Inzwischen sieht sich der Konzern aber, wie es die offizielle Lesart bekundet, in der Lage, auch ohne dieses Vehikel "in diesem Marktsegment auftreten zu können". Die Aktivitäten gehen an Brucker Instruments in Billerica/Massachusetts, ein Unternehmen, mit dem die IBM, die auf diesem Gebiet keine eigene Fertigung unterhält, kooperiert hat. Der Belegschaft wurde angeboten, innerhalb des Konzerns andere Jobs zu übernehmen.