Absenken der Hardwarepreise paßt zur künftigen Vertriebspolitik:

IBM senkt /36-Preise auf Kampf-Niveau

30.05.1986

STUTTGART (mer) - Big Blue dreht beim System/36 weiter an der Preisspirale: Mit Reduzierungen von annähernd acht bis zu 28 Prozent je nach Modell und Konfiguration hat diese Schrägstrichserie der IBM nunmehr Kampfpreisniveau erreicht.

"Die Änderungen spiegeln im wesentlichen Reduzierungen bei den Plattenlaufwerken mit 30, 60 und 200 Megabyte und bei den Hauptspeicherkarten wider", lautet die offizielle Erklärung aus Stuttgart. Zudem entspreche man mit der neuen Preispolitik den bereits in anderen Ländern durchgeführten Senkungen für diese Rechnerklasse.

Betroffen von dem Preisrutsch sind der Prozessor 5360 Bxx und das Kompaktmodell 5362 Axx. So fällt zum Beispiel der Anschaffungswert des Modells B23 von bisher rund 106 500 Mark um mehr als 26 Prozent: 78 000 Mark soll der Rechner mit 200 MB Platte künftig kosten. Auch bei den Kompaktrechnern der /36 ist der Preispegel für alle Konfigurationen gesunken (siehe Tabelle).

Für den bundesdeutschen Markt feilte der Marktführer inzwischen mehrmals am Preisgefüge der /36. Bereits bei der Ankündigung des Kompaktmodells im April 1984 reagierten die Stuttgarter auf ihre schleppenden Verkaufserfolge in diesem Bereich und senkten den Einstiegspreis für eine /36 um 28 Prozent und die Wartungskosten um zirka 16 Prozent. Somit kostete die kleinste Version des Kompaktrechners mit 30 MB Platte etwa 37 000 Mark. Im Februar diesen Jahres brachte Big Blue den /36-Vertriebskarren weiter auf Touren - der Preislevel fiel abermals um knapp zehn Prozent.

Rund 100 000 Systeme dieser Baureihe konnte die IBM nach eigenen Angaben weltweit plazieren. Allerdings, so ist der neuesten Statistik der Diebold Deutschland GmbH zu entnehmen, halten sich die Installationszahlen in der Bundesrepublik Deutschland für das System /36 bislang in Grenzen - etwa 4000 Maschinen zählten die Analysten zum Stichtag 1.1.1986 seit der Ankündigung des Systems vor 32 Monaten. Damit verweist die Nixdorf AG mit ihren fast 15 800 verkauften Rechnern der Serie 8870 ihren ärgsten Mitbewerber in diesem Sektor klar auf den zweiten Platz der bundesdeutschen Rangliste.

Gleichwohl geben sich die Verantwortlichen in Paderborn nach diesem Schachzug der Schwaben leicht verschreckt: "Klare Kampfpreise", kommentiert der Produkt-Marketing-Manager für die 8870, Dieter Streib. "Wir werden überlegen müssen, was dagegen zu tun ist."

Für Brancheninsider paßt die jetzt erfolgte Preissenkung gut ins Bild der vermutlich angestrebten Verkaufspolitik des DV-Riesen. Wie aus labornahen Quellen verlautet, scheint sich die künftige Strategie des Marktführers immer klarer abzuzeichnen: IBM senkt generell die Hardwarepreise für Klein- und Großrechner zwischen 30 und 50 Prozent - und hebt die Softwarepreise um ein Vielfaches an.