Kongreß für innovatives Informations-Management "Structo 80" in Frankfurt mit 150 Teilnehmern:

IBM-Schelte und Wunsch nach Kochrezepten

05.12.1980

FRANKFURT - Richtig lag das Control Data Institut, Frankfurt, als Veranstalter der diesjährigen "Structo" mit seiner Themenwahl "Innovatives Informations-Management" - mit der Wahl der Referenten weniger. Zirka 150 Teilnehmer (im Vorjahr 200} zeigten am dritten Tag, nach hoffnungsvollem Ausharren und Durchsitzen von fünf Referaten zu großen Teilen unverholenen Unmut. Vom "Thema nur annäherungsweise in zwei Fällen getroffen" bis

zu dem herb vorgetragenen Wunsch nach einem kostenlosen Ticket für die "Structo 81" reichten die Äußerungen.

Redundante Themen wären jedenfalls vermeidbar gewesen. Professor Dr. Joachim Niedereichholz und Henry F. Sherwood erzählten in weiten Bereichen ähnliches, wobei Niedereichholz durch IBM-Schelte und Präzision Aufmerksamkeitswerte für sich

verbuchen konnte. Sherwood, der in den Grenzen seines Repertoirs blieb, vermochte zu agressiven Fragen stimulieren, die er dann ohne befriedigende Antworten ließ. Mehrere Pluspunkte sammelte als einziger Dr. Reinhold Thurner. Sein Thema

"Innovations-Management in der Software-Entwicklung" stieß auf breites Interesse, und sein Vortrag brachte verwendbare Informationen. Klare Definitionen, Situationsanalysen und der

Verzicht auf die allzubeliebte "Futuristik" machten sein Referat zu einer aktuellen Grundlage, auf der man weiter "strukturieren" kann.

Dr. Roland Henssler, Direktor des veranstaltenden Control Data Instituts, gab auf die Frage "Woher nehmen wir das Personal?" eine Antwort von vielen möglichen. "Individualisiertes Lernen" ist hier das Stichwort und "Plato" das CDC-Produkt, das dahinter steht. Er glaubt, daß das Lernen in und mit einem elektronischen Ausbildungssystem "wahrscheinlich besser als herkömmliches, fremdbestimmtes Lernen" ist.

Klaus W. Otten hatte mit dem Thema "Verbund der Informationssysteme - Ergänzende Technologien zur EDV" einen originellen Ansatz gefunden. Er stellte die wichtigsten Techniken, die in Wechselwirkung mit der klassischen EDV treten können, vor und weitete damit den Blick auf größere Zusammenhänge und in die Zukunft, ohne den Realitätsbezug zu verlieren.

Den "Wunsch nach Kochrezepten" (Zitat: Barbara Wix, Control Data Institut) konnte auch das letzte Referat von Dr. Wolfgang A. Fassbender, das dem technisch Wünschbaren vor dem technisch Machbaren galt, nicht befriedigen.

Vielleicht lag es am Zeitpunkt so spät in einem Jahr, in dem schon sehr viel über Informations-Management gesagt und geschrieben wurde, andererseits aber noch alles im Fluß ist, daß die sowieso mit "Information" überfütterten Teilnehmer, die auf handfeste Lebenshilfe hofften, sich mit Anregungen zufrieden geben mußten.

Wünsche für die nächste Structo: mehr Struktur, mehr Zeit für Diskussionen und als Thema "Datenbanken".