Desktop- und Speicherdivisionen sollen selbstaendig werden

IBM putzt PC-Einheit fuer externe Aufkaeufer heraus

12.02.1993

Bereits im letzten Jahr hatte Big Blue damit begonnen, den Konzern in ein Dutzend Tochtergesellschaften, die sogenannten Baby Blues, zu unterteilen. Obwohl schon damals versucht wurde, aus den Toechtern moeglichst eigenstaendige Einheiten zu machen, handelte es sich letztlich doch um "Geschaeftsbereiche innerhalb der IBM". Noch heute haengen die Spin-offs wie Kletten aneinander - vor allem aber am Rockzipfel der Muttergesellschaft in Armonk. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, will Akers jetzt mit Hilfe der Beratungsgesellschaften Morgan Stanley & Co. und Boston Consulting Group Abhilfe schaffen.

IBM hatte schon im letzten Jahr Wert darauf gelegt, das PC- und Speichermedien-Geschaeft als jeweils selbstaendige Einheiten darzustellen. So erhielt das PC-Business eine eigene Vertriebsmannschaft und wurde offiziell als unabhaengige Einheit bezeichnet. Auch die fuer Speichermedien zustaendige Gesellschaft Adstar war stets bemueht, ihre Unabhaengigkeit unter Beweis zu stellen. Mit Hilfe der Consultants arbeitet IBM nun daran, diese Gesellschaften moeglichst schnell auch rechtlich auf eigene Fuesse zu Stellen. Wie dies geschehen soll, ist allerdings noch nicht klar.

Gegenwaertig wird intensiv ueber Beteiligungsmodelle nachgedacht, nach denen moeglicherweise externe Investoren beruecksichtigt oder besondere Buergschaften zugelassen werden sollen.

Zwar hat John Akers die Zerschlagung des Monolithen initiiert, doch fuer die Vollendung diese Werkes wird zumindest voruebergehend ein anderer zustaendig sein. So sollen sowohl Morgan Stanley als auch die Boston Consulting Group an den im Dezember letzten Jahres aus dem Ruhestand zurueckgekehrten IBM-Executive Paul Rizzo berichten.

Wie es mit dem angeschlagenen Mainframe-Geschaeft der IBM weitergehen soll, duerfte in diesen Tagen Chief Executive Nick Donofrio zeitgleich mit der Ankuendigung von zwei neuen Grossrechnern bekanntgeben. Mit Spannung erwartet die Branche, welche Strategie Big Blue waehlen wird, um zu verhindern, dass sich Grosskunden mit Hilfe von Downsizing-Strategien ganz aus der Grossrechnerwelt verabschieden oder zu den preiswerteren Mainframes der Mitbewerber wechseln.

Dass sich die IBM nicht laenger in Preiskriegen mit den Mitbwerbern Amdahl und Hitachi aufreiben will, gilt als sicher. Statt dessen duerfte der Konzern den Wettbewerb durch eine neue Strategie entschaerfen. Marktbeobachter rechnen damit, dass die Armonker ihre Mainframes kuenftig im Paket einschliesslich Software und Services anbieten werden. Ein solches Vorgehen duerfte den Kunden einen Preisvergleich mit dem Angebot von Konkurrenten sehr viel schwerer machen - es sei denn, diese waehlen dieselbe Strategie wie die IBM.