Auf Grundlage von Java und Web-Services

IBM positioniert Notes für Collaborative Commerce

08.02.2002
ORLANDO (ws) - Die IBM nutzte die diesjährige Entwicklerkonferenz Lotusphere, um ihre Strategie für Collaborative-Software vorzustellen. Lotus-Produkte sollen demnach nicht mehr für die Entwicklung isolierter Anwendungen dienen, sondern über Web-Services alle möglichen Business-Applikationen um Teamfunktionen erweitern.

Das von IBM-Verantwortlichen propagierte Konzept der "Contextual Collaboration" sieht vor, dass Teamfunktionen in unterschiedliche Geschäftsanwendungen eingeflochten werden. Als bevorzugtes Beispiel führten sie das Employee-Relationship-Management (ERM) an. Dieses erlaubt Mitarbeitern in Form von Self-Service-Anwendungen, etwa Informationen zur eigenen Person zu publizieren oder Arbeitsabläufe mit Kollegen zu koordinieren (beispielsweise einen Schichtwechsel zu vereinbaren). Als typische Funktion zur Mitarbeiterinteraktion nannten die Vertreter von IBM/Lotus die "People Awareness", also die Möglichkeit, herauszufinden, ob eine bestimmte Person online zu erreichen ist. Für diesen Zweck bietet die Company das Instant-Messaging-System "Sametime" an, das darüber hinaus das Abhalten von "E-Meetings" erlaubt.

Auf der Lotusphere kündigte Big Blue dafür neue Lizenzmodelle an. Sie umfassen auch die Nutzung gehosteter Services, die IBM Global Services betreiben wird. Vorerst wird sich deren Einsatz auf die einzelnen Sametime-Funktionen wie Chat, gemeinsame Nutzung von Anwendungen oder White Boards beschränken. Die Publizierung dieser Dienste als Web-Services bietet aber die technische Grundlage dafür, dass sie Entwickler künftig in ihre Anwendungen integrieren können. Damit schafft IBM die Voraussetzung für Angebote nach dem Muster von Microsofts ".NET Myservices".

Die IBM beschränkt sich indes nicht darauf, nur Funktionen für Instant Messaging über das neue XML-basierende Komponentenmodell zugänglich zu machen. Betroffen sind vielmehr die ganze Server-Software der Tochter Lotus, vom "Discovery Server" über "Quickplace" und "Learning Space" bis hin zum Hauptprodukt "Notes/Domino". Bei Letzterem freilich sieht die neue Produktstrategie vor, dass Domino-Funktionen nicht bevorzugt direkt über Soap abgerufen werden. Stattdessen soll ein vorgeschalteter Web-Applikations-Server wie "IBM Websphere" Java-Geschäftsanwendungen beherbergen, die ihrerseits von den Notes-Funktionen Gebrauch machen und so das Konzept der Contextual Collaboration verwirklichen.

Im Zuge dieser Strategie kündigte Lotus-Chef Al Zollar für Domino 7 eine Neuausrichtung auf Java 2 Enterprise Edition (J2EE) an.

Die missverständlich abgefasste Formulierung wurde von vielen Konferenzteilnehmern als Ankündigung für eine Java-Neuentwicklung der Software ausgelegt. Faktisch erhält der Domino-Server aber erweiterte Schnittstellen zu J2EE-Servern. Der Übergang zu diesem Anwendungsmodell soll kontinuierlich erfolgen, die Version 6 wird in dieser Hinsicht bereits Neuerungen bringen. Notes/Domino 6 wurde übrigens als die offizielle Bezeichnung der nächsten Version vorgestellt, nachdem sie bis dato unter dem Codenamen "Rnext" firmiert hatte. Eine Review-Ausführung möchte die IBM-Tochter innerhalb der nächsten 30 Tage freigeben. Für die endgültige Version werden sich Interessierte indes noch gedulden müssen: Al Zollar stellte sie für Ende des dritten Quartals in Aussicht. Bis eine deutschsprachige Variante erhältlich ist, kann es nach den Erfahrungen mit der Version 5 durchaus 2003 werden.