Erneute Differenzen um die Zukunft von OS2

IBM plant OS/2 Lite als, möglichen Windows-Killer

29.06.1990

NEW YORK (IDG) - Mit einer abgespeckten Version, die mit 2 MB Hauptspeicher auskommt, hofft IBM, widerspenstige DOS-Anwender doch noch zum Umstieg auf OS/2 bewegen zu können. Entwicklungspartner Microsoft hält das auf der PC Expo in New York erstmals gezeigte "OS/2 Lite" eher für überflüssig.

Noch ist die OS/2-Sparversion in der Entwicklung. Doch schon brechen die im letzten Herbst mühsam übertünchten Meinungsverschiedenheiten zwischen der IBM und ihrem Softwarepartner erneut auf. Microsoft fürchtet, zu viele unterschiedliche Varianten des Betriebssystems könnten die Kunden verwirren, und würde sich

deshalb lieber auf die OS/2-Version 2.0 für 386-Rechner und auf Windows für kleinere Rechner konzentrieren. IBM dagegen möchte den Kunden die "Zwischenlösung" Windows ersparen und hat vor, OS/2 Lite auf den Markt zu bringen, sobald einige Probleme mit neuen beziehungsweise überarbeiteten Druckertreibern behoben sind.

Anders als bei der Version 1.2, die, wie Microsoft betont, ebenfalls mit 2 MB RAM auskommt, sollen bei der neuen Variante keine Performance-Verluste zu befürchten sein. Dabei ist sie angeblich vollständig kompatibel zur 1.2-Version. Laut David Kerr von der technischen Planungsgruppe für OS/2 wurde der geringere Speicherbedarf im wesentlichen durch eine Code-Straffung und eine verbesserte Speicherverwaltung erreicht.

Wenn sich bestätigen sollte, daß OS/2 Lite, wie IBM behauptet, dieselbe Performance auch mit nur 1 MB Speicher bringt, könnte es tatsächlich zu einer Bedrohung für das und Windows werden. Noch allerdings glauben die Branchenbeobachter nicht so recht daran: Nach wie vor sei Windows billiger als OS/2 Lite und verfüge über ungleich mehr Anwendung.