Websphere 3.0 läuft vom Stapel

IBM pflastert Hosts den Weg in das E-Business

06.08.1999
LAS VEGAS (ade) - Auf der IBM-Entwicklerkonferenz Solutions ''99 - vormals "Technical Interchange" - standen vier Integrationspakete im Mittelpunkt, die den existierenden Mainframe-Kunden einen unbeschwerten Weg ins E-Business-Zeitalter bereiten sollen. Dabei machte IBM den rund 3000 Teilnehmern der Konferenz klar: Ohne Java läuft bei Big Blue künftig nichts mehr.

Geht es nach Sally Cusack, Analystin beim Marktforschungsinstitut International Data Corp. (IDC), Framingham, Massachusetts, trifft IBM mit der Strategie, ihren zahlreichen Mainframe-Anwendern Lösungen für den Einstieg ins Web-basierte E-Business anzubieten, ins Schwarze: "Taktisch bleibt IBM keine andere Wahl, um ihren großen und finanzschweren Kunden einen gangbaren Weg für die Zukunft zu schaffen, bevor diese auf andere Plattformen umsatteln."

In die gleiche Kerbe haut Eric Brown, Marktforscher bei For- rester Research: Nach seinen Worten ist eigentlich nur Big Blue in der Lage, seinem Mainframe-Stamm ein umfassendes Produktspektrum für den Übertritt in ein neues DV-Zeitalter zur Verfügung zu stellen.

Ausschlaggebend für die positive Resonanz der Auguren sind vier Produkte, auf die IBM während der Solutions ihr gesamtes Marketing-Engagement konzentrierte: "Websphere Application Server 3.0 Enterprise Edition", "Secureway Host On-Demand 4", "Screen Customizer 1" sowie "Host Publisher 2".

Ab September beginnt Big Blue mit der Auslieferung der Version 3 des Web-Applikations-Servers Websphere für Windows NT und AIX, eine Version für Sun Solaris soll im November folgen. Der Anwendungs-Server, der zwischen Host und Client beziehungsweise Web-Server angesiedelt wird, soll sich speziell als Plattform für extrem kritische Web-Applikationen im Börsenhandel, Online-Banking und E-Commerce durchsetzen. In Verbindung mit dem IBM-Transaktionswerkzeug "TX-Series" und Funktionen für die Integration von Applikationen (Component Broker) sollen sich mit Hilfe von Websphere hochverfügbare Applikationen für das Web-Zeitalter generieren lassen.

Gleichzeitig will es Big Blue Käufern des 35000 Dollar teuren Websphere ermöglichen, unterschiedliche Softwaresysteme wie Datenbanken und Transaktions-Processing einzubinden. Besonderen Wert hat der Konzern nach den Worten von John Swainson, General Manager of Application and Integration Middleware bei IBM, auf die Integration existierender Produkte gelegt: Websphere wurde für die Zusammenarbeit mit "Visual Age", der Datenbank "DB2", der Messaging-Middleware "MQ Series" und der Lotus-Groupware "Domino" konzipiert und unterstützt direkt "Enterprise Java Beans" (EJB) 1.17B sowie den Corba-Standard.

Konkret soll Websphere Unternehmen in die Lage versetzen, ihren Kunden, Geschäftspartnern und Zulieferern einen direkten Zugriff auf gewünschte Infor- mationen zu liefern. Der Applikations-Server besteht aus den Komponenten "Performance Pack for Multiplatforms 2.0", das die Dateireplikation, das Load Balancing sowie das Caching der Seiten übernehmen soll, sowie dem "Pack Cache Manager for Multiplatforms 2.0", einer Proxy-Caching-Lösung für kleinere Netze mit zehn bis 50 Anwendern.

Hinzu kommt "Websphere Studio 3.0" das Java-Entwicklungs-Tools sowie Werkzeuge für das Web-Seiten-Design beinhaltet. Zu den Highlights der Veranstaltung in Las Vegas gehörten neben Websphere Werkzeuge für die Integration von Host-basierten Daten in moderne Web-Umgebungen: Mit Secureway Host On-Demand 4, Screen Customizer 1 und dem Host Publisher 2 präsentierte der Konzern aus Armonk gleich drei Produkte, die die Einbindung von Mainframe-Informationen in E-Business-Lösungen erleichtern sollen. Das immense Engagement von IBM für die Mainframe-Integration hat triftige Gründe: Noch immer residieren Marktauguren zufolge rund 80 Prozent aller geschäftskritischen Daten auf Host-basierten Systemen: "Häufig existieren enorme Datenbestände auf unternehmensweiten Hosts, auf die jedoch die meisten Mitarbeiter nicht zugreifen können", begründet Mike McCarthy, Programmdirektor bei IBM für Secureway.

Mit Secureway Host On-Demand 4 offeriert Big Blue ab sofort einen auf Java basierenden Terminalemulator, der Anwender in die Lage versetzen soll, auf Host-Anwendungen mittels eines gewöhnlichen HTML-fähigen Internet-Browsers zuzugreifen. Zu den Erweiterungen des neuen Releases gehört weiterhin eine Authentifizierung der Clients mit Hilfe des Secure Socket Layers (SSL) und des Sicherheitsstandards Public Key Infrastructure (PKI). Um die Verwaltung von Anwendergruppen weitestgehend zu vereinfachen, stellt IBM das Light-weight Directory Access Protocol" (LDAP) zur Verfügung.

Hinzu kommen eine erweiterte Dateitransfer- und Druckunterstützung für die klassische TN5250-Terminalemulation der AS/400 - bis dato war lediglich die Verbindung zu TN3270-Datenströmen möglich - sowie eine Unterstützung für Java, die Microsoft-Programmiersprache Visual Basic und XML für das Scripting von Makros.

IBM schafft Portal für Entwickler

Der auf der Solutions ''99 erstmals vorgestellte Secureway Host Publisher 2 wiederum bietet die Option, Daten aus verschiedenen Quellen auf eine einzige Web-Seite im Browser des Anwenders im HTML-Format zu integrieren. Der Clou: Grundsätzlich spielt es keine Rolle, aus welchen Anwendungen die Daten stammen beziehungsweise auf welchen Plattformen sie residieren. Das Java-Werkzeug ist für die Betriebssysteme AIX, OS/390, Sun Solaris und Windows NT zu haben.

Schluß will IBM auch mit der bisherigen Optik von Host-Systemen machen. Mit Secureway Screen Customizer sollen Kunden die Möglichkeit erhalten, die traditionelle grüne Bildschirmdarstellung der Host-Rechner ohne aufwendige Programmierung durch eine moderne GUI-Oberfläche zu ersetzen.

Für großes Interesse bei den Besuchern sorgte IBMs Ankündigung, ein Portal im Web speziell für Entwickler ins Leben zu rufen. "Developer Works" soll künftig Entwickler aus der ganzen Welt mit Informationen aus unterschiedlichen - nicht ausschließlich IBM-lastigen - Themenbereichen versorgen. Als kostenlose Online-Ressource erhalten Interessierte Tips, Werkzeuge und technisch orientierte Suchmaschinen für verschiedene Gebiete. Dazu gehören die Programmiersprache Java, Unicode für länderspezifische Anpassungen von Applika- tionscode, Web-Architekturen, Sicherheit und XML. Jüngstes Mitglied der Themenliste ist das Open-Source-Betriebssystem Linux. Zum bisherigen Umfang der Linux-Supportseite gehören eine Vorversion von "Visual Age for Linux" sowie eine aktuelle Java-Virtual-Machine. Geplant sind laut IBM Tutorials, die die Einführung im Unternehmen erleichtern sollen.