Fundament für die Mikrocomputerstrategie der nächsten Jahre

IBM: PC Nachfolger sollen Big Bang auslosen

03.04.1987

MIAMI/NEW YORK (CW) - Einen Knall-Effekt im PC-Markt dürfte das "Personal System /2" auslösen, das die IBM als Ersatz für die erste PC-Generation auf den Markt bringen will. Auf der Basis IBM-eigener 1-MBit-Speicherchips sowie neuer Logikchips in VLSI-Technik, die laut Expertenmeinung schwer zu knacken sind, sollen besonders kommunikationsfähige Supermikros hergestellt werden (siehe auch Kolumne. Seite 11).

Bis Redaktionsschluß lagen folgende Einzelheiten über die neue Rechnerserie mit der Bezeichnung "Personal System /2" vor (siehe auch CW Nr. 13 vom 27. März 1987, Seite 26):

- Modell 30 (Codename Flashligh): 8086-Prozessor mit 7,54 Megahertz (MHz), ein oder zwei 3?-Zoll-Laufwerke, vom Durchsatz her vergleichbar mit einem PC AT. Auf der Mutterplatine sind serielle und parallele Ports integriert. Listenpreis in den Vereinigten Staaten unter 1500 Dollar, in der Bundesrepublik ab 4600 Mark. Dieses Modell soll als einziges mit dem vom PC her bekannten Standard-Bus kommen.

- Modell 50 (Trail Boss): 80286-CPU (10 MHz), 3?-Zoll-Laufwerke mit 1,4 MB, Festplatte mit 20 MB, 640 mal 480 Bildpunkte für Grafikdarstellungen. Die Standfläche ist kleiner als beim PC AT.

- Modell 60 (Rough Rider): Standgerät mit 80286-Prozessor (10 MHz) 3?-Zoll-Laufwerke mit 1,4 MB, Festplatten mit 40 oder 77 MB Kapazität, dient als File-Server. Serielle und parallele Ports sind wie im Modell 50 eingebaut, auf dem Motherboard ist ein Grafikadapter integriert, der die Darstellung von Grafiken auf 640 x 480 Bildpunkten unterstützt. Beiden gemeinsam ist auch ein eigenentwickelter Bus.

Umstritten war noch die Frage, ob ein PC auf Basis des 80386 (Modell 80, Codename Wrangler) mit von der Partie sein würde oder nicht. Dem englischen Fachblatt. "Computergram International" zufolge verfügt er über 2 MB RAM, 340 MB Festplatte, 3?-Zoll-Diskettenlaufwerke mit 1,4 MB sowie vier 16- und zwei 32-Bit-Slots. Dagegen rechnet die US-Zeitschrift. "Computerworld" damit, daß IBM den 80386 gar nicht vorstellen wird.

Klar ist inzwischen, daß weder der Marktführer noch Microsoft momentan ein Betriebssystem ausliefern können, das die Fähigkeiten des 80286 von ausnutzt. Als Übergangslösung soll IBM eine mit Erweiterungen versehene Variante seines 3270-PC-Control-Program anbieten. Diese Version biete Multitasking, Fenstertechnik und durchbreche die 640-KB-Barriere, hieß es in "Computerworld". Geschehen soll das durch die Aufteilung des vorhandenen Speichers in mehrere Blöcke. Das Kontrollprogramm könne zwar nur einen Block zur selben Zeit adressieren, jedoch schnell zwischen den Blöcken wechseln. In Expertenkreisen stößt diese Meldung allerdings auf Skepsis.

Die PC-Nachfolger werden allesamt mit 1-MBit-Speicher-Chips mit einem Wait-State bestückt sein. In den Rechnern werden ferner vier von IBM entwickelte VLSI-Chips verwendet, die elektronische Fingerabdrücke enthalten und der Konkurrenz das Clonen schwermachen sollen. Auch wurden die Produktionskosten gesenkt: Die Systemplatine könne jetzt in den Werken in den USA und Schottland per Roboter für weniger als 300 Mark produziert werden.

Bei den Netzwerken (Token-Ring und PC-Network) sei die Geschwindigkeit um das Vierfache auf 16 MBit pro Sekunde erhöht worden, hieß es weiter. Erwartet werden von Branchenbeobachtern zudem Hochgeschwindigkeits-Adapter, eine Starlan-Version von PC-Network und eine erweiterte Version des IBM-Netzwerk-Betriebssystems.