IT-Giganten kooperieren

IBM packt seine Softwareservices in die AWS-Cloud

12.05.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
IBM will die Reichweite seiner Cloud-Angebote vergrößern und künftig seine Software-as-a-Service-Anwendungen auch in der AWS-Cloud anbieten.
Big Blue muss sich für seine Cloud-Software etwas einfallen lassen.
Big Blue muss sich für seine Cloud-Software etwas einfallen lassen.
Foto: Lisitskiyfoto - shutterstock.com

IBM hat ein Strategic Collaboration Agreement (SCA) mit Amazon Web Services (AWS) geschlossen. Die Vereinbarung sieht vor, dass IBM Teile seines Softwareportfolios als Service in der AWS-Cloud bereitstellt. Kunden erhielten damit einen schnelleren und einfacheren Zugang zu IBM-Software, so die Verantwortlichen des IT-Pioniers.

Basis des Angebots bildet der 2020 vorgestellte und bereits seit gut einem Jahr verfügbare "Red Hat OpenShift Service on AWS (ROSA)". Auf Basis der Kubernetes-Container-Plattform sollen Kunden Cloud-native IBM-Applikationen in der Amazon-Cloud bereitstellen und betreiben können. Die Plattform stellt alle dafür notwendigen APIs und Tools zur Verfügung.

Zu den ersten Anwendungen, die IBM in die AWS-Cloud gepackt hat, gehören die Schnittstellenverwaltung API Connect, die Datenbank DB2, das Application Performance Management (APM), Observability by Instana, das Asset-Management-System Maximo Application Suite, die Security-Tools ReaQta, Trusteer und Verify sowie IBM Watson Orchestrate, um KI-basiert Workflows zu konfigurieren und zu automatisieren. Weitere Anwendungen sollen im Laufe dieses Jahres folgen.

IBM-Software im AWS-Store kaufen

Anwender sollen IBMs SaaS-Anwendungen auch auf dem AWS-Marketplace kaufen können. Die Aktivierung sei mit wenigen Klicks zu erledigen. Bereitstellung und Verwaltung der benötigten Cloud-Infrastruktur funktionierten weitgehend automatisiert im Hintergrund. Darüber hinaus könnten die Kunden IBM-Software über entsprechende vorkonfigurierte Schnittstellen mit Services von AWS verknüpfen - beispielsweise für KI oder Machine Learning.

Die Verantwortlichen von IBM und AWS haben darüber hinaus weitere Anstrengungen und Investitionen angekündigt, um Kunden die Nutzung von IBM-Software auf AWS zu erleichtern. Dazu gehörten beispielsweise integrierte Go-to-Market-Aktivitäten in den Bereichen Vertrieb und Marketing, Aktivitäten um Partner mit an Bord zu holen, Unterstützung und Schulung von Entwicklern sowie spezielle Branchenlösungen für wichtige vertikale Märkte wie zum Beispiel Energieversorger und Logistik.

IBM kann mit seiner Cloud nicht mithalten

Mit der Öffnung in Richtung AWS zollt IBM der Realität im weltweiten Cloud-Markt Tribut. Laut aktuellen Zahlen der Synergy Research Group kommt AWS im Markt für Infrastructure und Platform as a Service (IaaS/PaaS) auf einen Marktanteil von 33 Prozent, gefolgt von Microsoft (21 Prozent) und Google (zehn Prozent). Mit einem Anteil von mittlerweile fast zwei Dritteln am Gesamtmarkt hat das Führungstrio seinen Vorsprung in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut.

IBM soll Cloud-Erlöse künstlich aufgepumpt haben

Die anderen Cloud-Anbieter können da kaum mithalten. IBM bringt es laut Synergy bei IaaS/PaaS derzeit auf einen Anteil von vier Prozent, Oracle liegt mit seiner Cloud bei gerade einmal zwei Prozent. Insgesamt wuchs der weltweite IaaS/PaaS-Markt Synergy zufolge im vergangenen Jahr gegenüber 2020 um 37 Prozent auf ein Volumen von 178 Milliarden Dollar.