Integrations-Tools werden Anfang 1997 erwartet

IBM macht Tivoli zur Nummer eins im System-Management

12.04.1996

Die Uebernahme von Tivoli Systems durch Big Blue im Februar 1996 zeigt erste Ergebnisse, zumindest auf dem Papier. Wie von den Experten erwartet, erklaerte IBM Tivoli jetzt auf der Networld+Interop '96 in Las Vegas zur Plattform seiner verteilten Management-Strategie. Damit wird zunaechst "Netview fuer AIX" in die Tivoli Management Environment (TME) integriert, spaeter soll das Host-orientierte "Systemview fuer MVS" folgen.

Die neue Umgebung wird "TME 10" heissen und besteht aus dem "Tivoli Management Framework". Darunter ist eine Art Software-Bus zu verstehen, in den die verschiedenen Management-Komponenten eingebunden werden koennen. Auf dieser Ebene gibt es eine Reihe von Management-Produkten, Nachrichten- und Anwendungs-Brokern sowie Agenten, welche die verteilten, objektorientierten Dienste unter einem Dach zusammenfassen.

Mit enthalten sind Kernanwendungen wie Softwareverteilung, Bestandsverwaltung sowie Ereignissteuerung und Benutzeradministration. Diese werden um eigene Produkte, aber auch ueber standardisierte Schnittstellen um Applikationen von Drittanbietern ergaenzt. Schliesslich gibt es noch Anwendungen fuer das Management bestimmter Ressourcen wie Datenbanken oder kaufmaennischer Software. Hier ist auch das Management von Internet-Diensten angesiedelt.

Mit der juengsten Ankuendigung allein ist es nach Ansicht der Marktbeobachter aber nicht getan. Noch sei voellig unklar, welche System-Management-Tools, die Netview unterstuetzt, auch unter TME laufen. Dieser Abstimmungsprozess wird, so vermuten Insider, einige Zeit in Anspruch nehmen. Fruehestens Anfang 1997, so der Tenor, ist mit ersten Integrationsloesungen zu rechnen. Bereits seit der ueberraschenden Akquisition stellen sich die Anwender der System- Management-Produkte von IBM und Tivoli die Frage, wie beide Technologien unter einen Hut gebracht werden sollen.

Die Fachwelt haelt einen Mix aus dem Mainframe-Wissen von IBM und dem Know-how in puncto verteilte Verwaltung von Tivoli fuer optimal. Big Blue setzt derzeit alles daran, Tivoli Freiraeume zu erhalten. Das Unternehmen wird deshalb unter der Leitung von CEO Frank Moss an gewohnter Staette in Austin, Texas, weitermachen. Damit will IBM unter anderem die bisherigen Entwicklungspartner motivieren, weiterhin mit Tivoli zu kooperieren.

Die Uebernahme der Texaner koennte sich fuer IBM rechnen, weil der Konzern seinen Kunden bis heute verteilte System-Management- Werkzeuge fuer Systemview schuldig geblieben ist. Big Blue hatte solche Tools mehrfach angekuendigt, sein Versprechen aber nicht eingeloest. IS-Manager gingen deshalb nach und nach dazu ueber, Applikationen vom Mainframe auf dezentrale Systeme zu verlagern. Der Kauf von Tivoli duerfte diese Luecke schliessen, laesst aber die Frage offen, was mit den Entwicklungen von IBM in diesem Bereich passiert. Wie aus Kreisen der IBM zu erfahren war, soll Tivoli im internen Wettstreit mit der Systemview-Gruppe das Management staerker ueberzeugt haben. Ein Aus fuer den Geschaeftsbereich Systemview ist daher nicht ausgeschlossen.