IBM-Loesung folgt Anfang naechsten Jahres AT&T integriert Lotus Notes in das eigene weltweite Netzwerk

18.04.1995

SAN MATEO (CW) - Die AT&T Corp. hat gemeinsam mit der Lotus Development Corp. die "Network Notes Services" vorgestellt, ueber die Kunden via AT&T-eigenes Netz und Lotus Notes weltweit kommunizieren koennen. Parallel zu dieser Ankuendigung reagierte der US-Carrier auf den Vorwurf von amerikanischen Analysten, AT&T habe den Boom des Internets verschlafen. Drei neue Geschaeftsbereiche sollen sich kuenftig der Vermarktung und Nutzung des Netzes widmen.

Noch im Lauf des vierten Quartals 1995 wollen AT&T und Lotus in insgesamt 31 Laendern lokale Einwaehlmoeglichkeiten fuer potentielle Kunden des Network Notes Service schaffen. AT&T hofft, dass das Vorhaben grosse und mittlere Unternehmen dazu animiert, ihre komplexen Lotus-Notes-Installationen der Verantwortung des Carriers zu ueberlassen. Kleine Betriebe soll der Service dazu ermutigen, Notes mit Hilfe AT&Ts zu implementieren.

Der international verfuegbare Service wird Applikationen auf AT&T- Rechnern offerieren, die weltweite Netzinfrastruktur zur Verfuegung stellen und die Wartung sowie Pflege der Installation uebernehmen. Fuer den Dienst berechnet AT&T zwischen 25 und 85 Dollar pro User und Monat je nach Komplexitaet der Installation, Kundenstandort und geforderter Online-Zeit.

Lotus und AT&T bekraeftigen mit dem neuen Dienst auch ihre Zusammenarbeit, die viele Analysten nach der Uebernahme des Groupware-Spezialisten durch IBM als gefaehrdet sahen. AT&T und IBM konkurrieren sowohl im IT- wie im TK-Bereich. Um das neuerworbene Notes-Produkt erfolgreich am Markt zu positionieren, benoetigt IBM jedoch jeden potentiellen Partner, so die Meinung vieler Fachleute.

Zur Staerkung der Marktpraesenz von Lotus Notes wird die IBM ihrerseits einen AT&T-aehnlichen Dienst einrichten. Anfang naechsten Jahres soll die Groupware auch im IBM Global Network verfuegbar sein. Beide Angebote grenzen sich vermutlich nur in den Value- added-Services wie Schulung, Mail-Service und Internet-Zugang voneinander ab.

Gerade bei der Nutzung des Internets verbucht AT&T allerdings bis dato ein Defizit. "Das Wachstum des Internets hat AT&T voellig ueberrascht", erklaerte George Colony, President bei Forrester Research, AT&Ts Problem mit dem weltweiten Netz. Mit drei neuen Geschaeftsbereichen, die in den naechsten Wochen eingerichtet werden und Internet-Dienste an die mehr als 90 Millionen AT&T-Kunden verkaufen sollen, versucht das Unternehmen nun wieder Boden gutzumachen. Mit dem weit ausgebauten globalen Netz und seinen Marketing-Moeglichkeiten duerfte AT&T bald zu einem gewichtigen Player im Internet-Markt werden.