Net PC oder Network Computer?

IBM legt sich bei Thin Clients nicht auf eine Strategie fest

18.07.1997

Fragt man IBMs PC-Abteilung, dann sind die Ziele des NC eher niedrig aufgehängt: Er soll vor allem "dumme" Terminals ablösen. Derek Ashmore, Marketing Director der Network Computer Division, hört das gar nicht gern: "Der Network Computer wird als Zugangsgerät quer über alle Plattformen eingesetzt", so der IBM-Manager gegenüber dem Brancheninformationsdienst "Computergram".

Die PC-Division ist sich des Erfolgs ihres auf der New Yorker PC Expo erstmals vorgestellten Net PC bereits sicher, der ab Oktober erhältlich sein soll. Sie hält ihre Umsetzung des Intel-Microsoft-Standards für gelungener als bei der Konkurrenz. Karl Lawall, Marketing-Stratege der IBM PC, nennt als Beispiel die allein von Big Blues Net PC gebotene Möglichkeit, das Gerät ferngesteuert auszuschalten. Analysten zweifeln jedoch generell an dem Wintel-Konzept. Katy Ring von Ovum Ltd. etwa glaubt, daß bereits in eineinhalb Jahren jeder PC über die Eigenschaften verfügen wird, die heute noch den Net PC von anderen Desktops unterscheiden.

Einen Preis für ihren Net PC haben die IBM-Verantwortlichen noch nicht bekanntgegeben. Es wurde lediglich angedeutet, daß er ähnlich teuer wie ein herkömmlicher IBM-Desktop werde. Der NC von der hausinternen Konkurrenz, die "Network Station", ist mit ihren knapp 800 Dollar deutlich billiger zu haben.

Allerdings möchte Big Blue im kommenden Quartal auch teurere NCs offerieren. Für rund 1000 Dollar soll der Kunde eine Network Station mit einem mindestens 200 Megahertz schnellen Power-PC-Chip vom Typ "603e" und Smartcard-Support erhalten. Ob auch in der NC-Oberklasse der "OS/9"-Kernel von Microware als rudimentäres Betriebssystem Verwendung findet, ist allerdings noch nicht endgültig klar. Falls einige technische Probleme bis dahin ausgeräumt werden, könnte auch Javasofts "Java-OS" den Zuschlag bekommen.