NCR Comten hilft IBM-Usern aus der WAN-Klemme

IBM legt OSI - Protokollen bei weltweiter DFÜ Fesseln an

12.10.1990

NEW YORK (IDG) - Die proprietäre Fassade von IBM beginnt langsam zu bröckeln. Mit dem OSI/Communications-Subsystem versucht Big Blue, seiner SNA-Architektur einen heterogenen Anstrich zu geben. Allerdings bleibt vieles vorerst nur Makulatur: Anwender können mit dem neuen Interconnect Controller 3172 zum Beispiel keine OSI-Applikationen auf SNA-Backbones fahren.

"User werden mit keinem der neuen IBM-Produkte, die OSI-Protokolle unterstützen, in einem SNA-Enterprise-Netz arbeiten können", erklärt David Passmore, Berater der Ernst & Young Network Strategies Inc., eines der Mankos des OSI-Announcements von Big Blue. Grund: Der angekündigte Interconnect Controller 3172 des OSI/Communications-Subsystems wird zwar LAN-Links zu OSI-Rechnern realisieren, aber keinen Support für die Verbindung von LANs zu WANs liefern. Während das OSI/Communications-Subsystem ursprünglich den SNA- und OSI-Link über die gleiche X.25-Leitung zu den Front-ends zuließ, scheitert dies nach Ansicht verschiedener US-Analysten jetzt an der schwachen Performance des Network Control Program (NCP) und Network Packet Switching Interface (NPSI) der IBM.

Infolgedessen können Nutzer von IBM-Rechnern, obwohl Big Blue ausdrücklich den Support von OSI und SNA zusagt, in einem Wide Area Network nur dann auf OSI-Applikationen zugreifen, wenn parallel zu den SNA-Leitungen separate WAN-Verbindungen geschaltet sind. Diesen Luxus brauchen sich Unternehmen jedoch nicht zu leisten: Nutznießer der halbherzigen OSI-Strategie von IBM ist gegenwärtig die amerikanische Company NCR Comten, die mit ihren 56X5-Front-end-Prozessoren in WANs simultan SNA, OSI und TCP/IP fährt.

NCR Comten bietet damit im Bereich der WAN-Backbones die Multivendor-Integration an, die IBM seinen Kunden eigentlich selbst bereitstellen sollte. Allerdings deuten Anzeichen darauf hin, daß IBM den 3172 Interconnect Controller mehr und mehr zu einem Router-Knoten ausbauen wird, der alle relevanten Protokolle für Backbones unterstützt. Anlaß zu dieser Vermutung gab unter anderem die Ankündigung der IBM, den Controller künftig als Produkt zur Verknüpfung zwischen FDDI-Netzen und SNA-Hosts anzubieten .

Nachdem der 3172 bereits ein T1-Interface für VTAM-to-VTAM-Features beinhalte, so Franz Dzubeck, Präsident der Beratungsfirma Communications Network Architectures, müsse IBM jetzt nur anstelle eines T1- und Kanal-Interfaces eine LAN- und T1-Schnittstelle in die Box integrieren. Dzubeck: "Das Netz könnte dann sowohl SNA als auch OSI und TCP/IP aus einer Box zum Preis von rund 15 000 Dollar realisieren.