IBM laufen die Informix-Kunden davon

28.06.2007
Seit der Akquisition vor rund sechs Jahren hat IBM etwa 80 Prozent der Anwender des Datenbankspezialisten verloren.

Unternehmen

Umsatz 2006

(in Millionen Dollar)

Marktanteil

(in Prozent)

Oracle

7168,0

47,1

IBM

3204,1

21,1

Microsoft

2654,4

17,4

Teradata

494,2

3,2

Sybase

486,7

3,2

Andere

1206,3

7,9

Gesamt

15213,7

100,0

Die im Jahr 2001 für rund eine Milliarde Dollar abgeschlossene Übernahme des Datenbankspezialisten Informix hatte ein klares Ziel: IBM wollte vor allem Marktanteile gewinnen, um im ständigen Kopf-an-Kopf-Rennen mit Oracle besser mithalten zu können. Es ging um über 100 000 Informix-Anwender, von denen laut Branchendienst "Computergram" heute, rund sechs Jahre danach, nur noch etwas über 20 000 Kunden mit dem System arbeiten.

Abgewandert - aber wohin?

Keine Angaben gibt es allerdings darüber, wie viele der abgewanderten Anwender dem Konzern treu geblieben sind, indem sie zum großen Bruder "DB2" migrierten, beziehungsweise wie hoch der Anteil derjenigen ist, die das Lager in Richtung Oracle oder Microsoft verlassen haben. Oracle behauptete seinerzeit, dass allein in den zwei Monaten vor der offiziellen Informix-Übernahme anhand einer aus Migrations-Tool und 50-prozentigem Rabatt bestehenden Offerte rund 500 Informix-Anwender gewonnen werden konnten.

IBM selbst nimmt bislang keine Stellung zum eklatanten Anwenderverlust. Im Prinzip hat sich der Konzern auch nichts vorzuwerfen: Zumindest öffentlich gab es keine Klagen über einen vernachlässigten Informix-Support, und auch die versprochene Weiterentwicklung des Systems hat IBM nicht unter den Tisch fallen lassen. Erst kürzlich wurde die für Cluster-Umgebungen und Hochverfügbarkeits-Anforderungen optimierte Version 11 des "Informix Dynamic Server" (Codename Cheetah) vorgestellt.

Ein Grund für den enormen Kundenschwund mag deshalb darin liegen, dass IBM den in seiner Überzeugungsarbeit notwendigen Spagat, Informix-Anwender einerseits zum Verbleib zu bewegen, DB2 andererseits als die (Migrations-)Plattform erster Wahl zu empfehlen, nur schlecht gemeistert hat. Die von Gartner jüngst veröffentlichten Zahlen zum Datenbankmarkt 2006 scheinen das zu bestätigen. Demnach führt Oracle dieses Segment mit über sieben Milliarden Dollar Umsatz und einem Marktanteil von 47,1 Prozent klar an, während an zweiter Stelle IBM nur auf 3,2 Milliarden Dollar Umsatz und 21,1 Prozent Marktanteil kommt. (ue)