Ankündigungstermin für Nachfolge-Maschine im Midrange-Bereich noch offen:

IBM läßt /36-Anwender weiter im ungewissen

11.03.1988

MÜNCHEN (mer) - Das für April 1988 erwartete Announcement eines /3X-Nachfolgers ist wahrscheinlich geplatzt: Die Ankündigung der Silverlake alias Olympic wird sich voraussichtlich um zwei Monate verzögern. Dies gab der Branchenriese jetzt bei Treffen mit Vertriebspartnern und Großkunden bekannt.

Über die Hintergründe der Terminverschiebung schweigen sich die Stuttgarter jedoch beharrlich aus. IBM-nahe Kreise vermuten Schwierigkeiten im Bereich der Systemsoftware oder Lücken bei den Konvertierungs-Tools. "Da die neue Olympic, wie sie IBM-intern genannt wird, die Systeme /3 6 und /38 ablösen soll, ist es für IBM von substantieller Bedeutung, daß Ablösungs-Tools zur Verfügung stehen", erläutert Laszlo Tarnai, Geschäftsführer der R+S Software-Vertriebs GmbH, München. "Wenn im vierten Quartal dieses Jahres die Auslieferungen erfolgen, müssen die Kunden sicher sein können, daß ihre alten Schrägstrich-Programme auf der neuen Maschine optimal laufen."

Um dieses zu gewährleisten, bricht der Branchenprimus sogar mit alten Traditionen: Erstmals wird IBM den neuen Rechner zwölf ausgewählten Vertriebspartnern früher zur Verfügung stellen als der übrigen Kundschaft. Mit ersten Pilot-Installationen rechnen die Softwarehäuser zum zweiten Quartal dieses Jahres. Die Spanne bis zur offiziellen Auslieferung sollen die Programmschmieden dazu nutzen, ihre Palette an bestehenden Applikationen auf die Olympic zu transferieren.

Doch zu diesem Punkt hegen Branchenkenner zumindest für die /36 derzeit ihre Zweifel. Denn auf einem Kundentreffen Anfang März hat die IBM ihren Vertriebspartnern nochmals inoffiziell das bestätigt, was seit Oktober 1987 als offenes Geheimnis gehandelt wird: /36-Anwender sollen ihre Applikationen zwar eins zu eins übernehmen können, doch werden die Programme von der neuen Maschine lediglich emuliert.

"Als Profis wissen die IBMer natürlich, daß eine Emulation für den Kunden keine gute Lösung darstellt", kommentiert Enno Richter, Geschäftsführer der WIR EDV-Beratung GmbH, Böblingen. Die Anwender wollten nicht nur eine schnellere Maschine, sondern auch bessere Funktionen, wie beispielsweise den Zugriff auf eine Datenbank oder die Anbindung an SQL. Richter: "Da sehe ich auf RPG-II-Kunden noch Probleme zukommen. Eine angebotene Einulation wird doch vom Hersteller nicht mehr weiterentwickelt-das wäre ja ganz was Neues."