IBM-Konkurrenten in der Zwickmühle

05.07.1991

Man muß keine altmodische Vorstellung von marktwirtschaftlicher Konkurrenz haben, um das Aus für Wang als Hardwarehersteller und darauf läuft das OEM-Abkommen mit IBM hinaus - bedauerlich zu finden (siehe CW Nr. 26 vom 28. Juni 1990. Doch für den ungeschickt und überdies unglücklich operierenden Proprietär-Anbieter Wang gab es keinen Aufschub mehr. Daß der Wang-Nachlaß an den Erzrivalen IBM fällt, wird schon eher als Störung empfinden, wer Wettbewerb - gerade in der Informationstechnik für unverzichtbar hält. Einen Grund zur Empörung liefert freilich auch das nicht. Was aber den Punkt angeht, daß es für mittlere DV-Anbieter wie Wang, Apple, Novell, Lotus oder Borland unerläßlich sei, mit IBM zu kooperieren - darüber sollte man keine vorschnelle Meinung haben.

Es war schon immer so, daß die Fahne des Wettbewerbs im DV-Markt von unabhängigen Firmen hochgehalten wurde, von innovativen Unternehmen, die als machbar nicht allein das von IBM Vorgezeichnete ansahen. Nur wurden sie, wie das Beispiel Wang zeigt, schlecht belohnt. Denn immer war es auch schon so, daß Mixware-Produkte von Drittanbietern (Hardware und Software) bevorzugt für die breitesten System-Plattformen entwickelt wurden. Nutznießer war eine IBM, die De-facto-Standards setzte (/370, 3270, SNA, MVS etc.). Andererseits entschieden sich die Anwender aus verständlichen Gründen für Systeme mit der größten Mixed-Hardware-Auswahl und Software-Unterstützung - was wiederum die IBM "traf", wie es die BUNCH-Anbieter (Burroughs, Univac, NCR, Control Data und Honeywell - stellvertretend für viele andere) benachteiligte.

So trugen die IBM-Kompatiblen nicht unwesentlich dazu bei, daß sich ein Quasi-Monopol bei Mainframes bildete. Die Zwickmühle funktionierte, solange sich die IBM-Konkurrenten an die von Big Blue aufgestellten Spielregeln hielten, solange auch die Anwender bereit waren, über die Schwächen proprietärer Systeme hinwegzusehen.

Wettbewerb findet dort statt, wo die Aussicht besteht, daß man gewinnen kann. Die in der Mainframe-Materialschlacht unterlegenen IBM-Konkurrenten entschieden sich für einen Neuanfang mit Unix. Die Erwartungen wurden zunächst nicht erfüllt. So endete das Nixdorf-Manöver im Chaos, rutschten Bull und Unisys immer tiefer in die Verlustzone ab. Doch das Blatt beginnt sich zu wenden, nicht zuletzt, weil sich die Anwender zunehmend zu offenen Systemen bekennen.

Das Problem von heute ist die Unsicherheit über den Ausgang des Standardisierungsprozesses. IBM-Dominanz oder Wettbewerb - das sind die Marktformen, zwischen denen die Anwender zu entscheiden haben. Die Entscheidung dürfte klar sein. Insofern ist Wang kein Normalfall.