Kombination aus SNA-, OSI- und Edifact-Elementen:

IBM knüpft Netz für Europas Rückversicherer

01.04.1988

MÜNCHEN/STUTTGART (cmd) - Im Bemühen, sich als Lieferant großer internationaler Netzwerke zu profilieren, ist IBM einen Schritt weitergekommen. Die acht größten Rückversicherungsunternehmen in Europa haben Big Blue beauftragt, ein dem Bankennetz "Swift" vergleichbares Projekt auf die Beine zu stellen, das auf SNA-, OSI- und Edifact-Komponenten basiert.

Der Auftragsvergabe durch die in Brüssel ansässige Rinet S.C. - eine gemeinschaftliche Gründung der der Allianz-Gruppe zugehörigen Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft und sieben weiterer Unternehmen aus Europa, die auf genossenschaftlicher Basis Dienstleistungen aller Art für den Versicherungsmarkt anbieten will - ging eine Ausschreibung voraus, an der sich zwei Anbieter beteiligten: die General Electric Information Services Co. (Geisco) und IBM Europe.

Geisco als Marktführer auf dem Sektor EDI-Systeme hatte zunächst zusammen mit der Rinet als Consultant das Netzkonzept erstellt, das auch als Grundlage für die Ausschreibung diente. Danach umfaßt das Projekt die Zielsetzung, den Datenaustausch in der Versicherungswirtschaft ganz generell, und zwar sowohl zwischen den Rück- und den Erstversicherern als auch zwischen den Rückversicherungsgesellschaften und den Rückversicherungsmaklern, zu vereinfachen und auf elektronischem Weg abzuwickeln. Zunächst hat die Rinet, deren Name für Reinsurance and Insurance Network steht, den europäischen Markt im Visier, im zweiten Schritt peilt sie jedoch langfristig den weltweiten Versicherungsmarkt an.

Angesichts dieser internationalen Dimension lautete eine der wesentlichen Forderungen für die Ausgestaltung des Netzes, Rechner unterschiedlicher Hersteller einbeziehen zu können - ungeachtet der Tatsache, daß Big Blue mit nahezu achtzig Prozent den Gesamt-Versicherungsmarkt dominiert.

"Entscheidend ist, daß wir offen und flexibel sind, was Herstellersysteme angeht", heißt es aus dem Rinet-Team der Münchener Rück, "die Verhandlungen mit IBM haben ergeben, daß durch die Anbindung von Nicht-IBM-Systemen keine Probleme entstehen werden." Zudem sei es Sache der IBM als Netzbetreiber, diese Anpassungsleistung zu erbringen, und nicht die der Rinet als Benutzer.

Die technische Realisierung der von Rinet angebotenen Dienstleistungen erfolgt nach Angaben von IBM über den eigenen Information Network Service (INS), wobei SNA als Backbone-Netz für die Kopplung der jeweiligen nationalen IBM-Steuer-Rechner dient; für die Einbindung von Fremdsystemen bedient man sich des Vehikels OSI.

Grundlage für die Anwendungen sind zwei Standardprodukte des Marktführers: Zum einen "Information Exchange" für den File Transfer, zum anderen "Sreenmail" als Mailbox-Programm. Beide werden jedoch um den von der ISO normierten Standard "Edifact" ergänzt. Auf das Rinet-Netz können damit, so der IBM-Sprecher weiter, sowohl Terminals an IBM- wie Nicht-lBM-Rechnern als auch PS/2-Systeme und PC mit PC-DOS-Programmen zugreifen. Über weitere technische Details, etwa die Anzahl der angeschlossenen Rechner und Terminals, oder das Auftragsvolumen hüllen sich Auftraggeber und Auftragnehmer zum gegenwärtigen Zeitpunkt in Schweigen wobei die Hoffnung auf möglichst hohe Anschlußzahlen mitschwingt. Immerhin war aus dem Münchener Rinet-Team zu erfahren, daß der Testbetrieb Ende des Jahres anlaufen soll und zu Beginn des Jahres 1989 - so die weiteren Planungen - mit ersten Pilotprojekten der Echtbetrieb gestartet wird.