National Semiconductor hat kaum Zeit zum Verschnaufen:

IBM-Klage bedroht PCM-Tochter NAS

01.10.1982

FÜRSTENFELDBRUCK (nw) - Der verlustgeplagten National Semiconductor Corp. steht ein neuer Schock ins Haus: Die von der IBM angestrengte Zivilklage wegen unlauteren Wettbewerbs kann der NatSemi-Tochter National Advanced Systems (NAS) das Genick brechen, wie die Financial Times berichtet. Die NAS ist mit OEM-Partner Hitachi in den Fall von Industriespionage bei IBM verwickelt, der weltweit Aufsehen erregte.

Anders als in der Bundesrepublik richten sich nach amerikanischem Recht Schadensersatzforderungen nicht nur nach der Höhe des Streitwertes - sie können ein Vielfaches davon betragen. Zudem hat die IBM eine einstweilige Verfügung beantragt, die für die NatSemi-Tochter National Advanced Systems ernste Folgen nach sich ziehen könnte. Denn NAS baue und vertreibe, so die Klage, auf der Grundlage von gestohlenem IBM-Material PCM-Maschinen. Um das drohende Urteil abzuwenden und sich mit der IBM auf außergerichtlichem Weg zu einigen, reisten NatSemi-Boß Charles Sporck und NAS-Präsident Floyd Kvamme nach New York.

Die Bemühungen, die vor allem darauf ausgerichtet waren, das Image des PCM-Anbieters nicht weiter zu schädigen, blieben indessen ohne Erfolg: NAS, mit einem Umsatz von 200 Millionen Dollar nach eigenen Angaben größter PCM-Hersteller, wird sich laut Financial Times bald mit der IBM vor Gericht wiederfinden.

Aber auch insgesamt geht es dem Unternehmen nicht gut. So fielen die Umsätze leicht (minus 0,5 Prozent), und die Gewinne wandelten sich - erstmals seit 15 Jahren - in Verluste. Und auch für 1983 rechnet Sporck noch mit keiner wesentlichen Besserung. An Gesamteinnahmen erzielte der Halbleiterhersteller damit im zum 31. Mai 1982 abgelaufenen Geschäftsjahr 1,10 Milliarden Dollar gegenüber 1,11 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. Empfindliche Rückgänge gab es dagegen bei den Nettogewinnen. Sie sanken von plus 52,426 Millionen Dollar um 120,4 Prozent auf Verluste in Höhe von 10,694 Millionen Dollar. Zum 31. Mai waren bei dem Unternehmen 38267 Mitarbeiter beschäftigt.