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IBM: Kehraus an der Spitze

05.02.1993

Nach aussen gab sich John F. Akers Mitte 1991 noch ganz poetisch, wenn er auf die schrumpfenden Gewinne des einst profitabelsten Computerkonzerns der Welt angesprochen wurde: "Fuer IBM wird es Fruehling werden, wenn die Leute wieder grosse Computer kaufen."

Intern hatte er seinen Managern laengst die Leviten gelesen: "Sagt unseren Verkaeufern, dass auch sie bei nachlassenden Erfolgen ein Risiko eingehen." Die Mitarbeiter seien "verdammt bequem" geworden.

Der dramatische Appell kam zu spaet. Kurz nachdem der weltgroesste Computerbauer mit fast fuenf Milliarden Dollar fuer 1992 den hoechsten Verlust in der Firmengeschichte verkuenden musste, warf Akers zusammen mit zwei weiteren Vorstandskollegen am vergangenen Dienstag das Handtuch. Ihm war es nicht gelungen, den schlingernden Tanker auf Kurs zu bringen.

Zu schaffen machte dem Champion im einst bluehenden Geschaeft mit Grossrechnern die Revolution von unten. Leistungsstarke Arbeitsplatz-Rechner brechen immer mehr in die Domaene von IBM ein. Die Mitte 1991 geschlossene Allianz mit dem Rivalen Apple, dem erfolgreichen Hersteller von Personalcomputern, duerfte erst in den naechsten Jahren Fruechte tragen. Und die interne Rationalisierung geht offensichtlich nicht schnell genug voran. Dabei wurde die Belegschaft seit 1986 bereits um 100 000 Menschen reduziert, die Fertigungskapazitaeten schrumpften um vierzig Prozent.

Akers? Nachfolger duerfte die Chance eines jeden Neuen nutzen und das Ruder radikal herumreissen. Er wird sich das Prinzip zu eigen machen, das da heisst: Die schlimmsten Grausamkeiten begeht man sofort.